Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?
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Da die Familie als gesellschaftliche Grundlage umfassender Transformationsprozesse angesehen wird, gehört die Umgestaltung des Familienrechts bei grundlegenden Veränderungen einer Gesellschaft zu den ersten Maßnahmen neuer Machthaber, wie die Französische oder die Russische Revolution zeigen. Dass die DDR erst im Jahre 1965 ein neues Familiengesetzbuch verabschiedete, hat daher viele Beobachter verwundert. Hinter dieser Verzögerung verbirgt sich jedoch ein zwanzigjähriger Kodifikationsprozess, in dem Ehe- und Familiennormen ausgehandelt, kodifiziert und zugleich implementiert wurden. Die Diskurse über Familie, Politik und Gesellschaft, die im Rahmen des Prozesses auf verschiedenen Ebenen stattfanden, analysiert die Autorin in diesem Buch. Dabei werden divergierende Interessen und Auffassungen innerhalb der Partei ebenso deutlich wie die Bemühungen der juristischen Profession um Macht und Einfluss. Die bürgerlichen Familienbilder und Vorstellungen erwiesen sich als langlebig, nicht zuletzt deshalb, weil unterschiedliche Ansichten über die Gestalt der Familie im Sozialismus existierten.