Inszenierte Weiblichkeit
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Im 18. Jahrhundert entstand das Idealbild der selbständigen, selbstbewußten, dem Mann ebenbürtigen Frau. Spätestens zum Ende des Jahrhunderts zeigte sich aber, daß die Gleichheitsforderung der Französischen Revolution nicht für alle galt, vor allem nicht für die Frauen. Eine Revision des Frauenbildes stand an: Die Frau wurde zurück an den heimischen Herd verwiesen, als Hausfrau und Mutter auf den engen Raum der Familie beschränkt, der Herrschaft des Mannes unterstellt und auf sein Glück und Wohlbefinden hin definiert. Der enge Zusammenhang von Eros, Tod und Gewalt, der sich durch die Texte von der Aufklärung über den Sturm und Drang und die Klassik bis hin zur Romantik beobachten läßt, zeigt, daß die Literatur wie ein Seismograph auf die rasanten Veränderungen im öffentlichen und privaten Raum reagierte. Der Band rückt die Präsentationsformen von Weiblichkeit in den Vordergrund und reflektiert die Konsequenzen der Inszenierungspraktiken für beide Geschlechter. Er beginnt mit den Weiblichkeitsentwürfen Lessings und spannt den Bogen weiter über die Geschlechterdiskurse im Vorfeld der Revolution sowie in der Reaktion auf die Epochenumwälzungen von 1789 und endet mit einem kritischen Ausblick auf die widersprüchlichen Bilder von sexualisierter und entsexualisierter Weiblichkeit bei romantischen und klassischen Autoren um 1800. Diese verweisen auf die Ambivalenzen der Geschlechterdebatten des 19. und 20. Jahrhunderts.