"Ein Wunder wie der goldene Zahn"
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Am 12. Januar 1595 lud der Helmstedter Medizinprofessor Jacob Horst durch einen öffentlichen Anschlag die Universitätsangehörigen ein, mit ihm die Frage zu diskutieren, ob es möglich sein kann, daß einem siebenjährigen Knaben in Schlesien auf natürliche Weise ein goldener Backenzahn gewachsen ist. Was uns heute skurril anmutet, beschäftigte damals und noch Jahrhunderte später nicht nur Mediziner und Theologen, sondern auch Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung. Im neuen Gewand lebt die Geschichte vom goldenen Zahn als Alltagsmärchen in der Gegenwart weiter, wie Zeitungsmeldungen aus jüngster Zeit mit vergleichbaren Wundergeschichten aus Nord- und Südamerika verdeutlichen. Diese kleine Geschichte der Zeit der Türkenkriege einfach nur als Beleg für menschliche Leichtgläubigkeit, von der auch unsere Gegenwart nicht gänzlich frei ist, zu werten, verkennt allerdings, daß diese und ähnliche „Wunder-Zeichen” eine Art Schlüsseldokument sind, das uns Denken und Handeln von Menschen in der Vormoderne erschließen hilft. Eine spannend zu lesende kulturgeschichtliche Darstellung, die den Bogen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart schlägt.