ÜberFluten
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Kommt die Klimakatastrophe? Jedenfalls überfluten uns die Medien mit Nachrichten über epochale Regenfälle, Stürme, Schneekatastrophen, Hurricanes, Taifune – und über Fluten. Es scheint, als sollten Naturphänomene zum Kriegszustand aufgerüstet werden: Fluten stehen heute in einer Reihe mit Kriegen, Hungerkatastrophen, Terroranschlägen. So kommt es, dass wir das Wetter zunehmend als Bedrohung empfinden. Nun sind wir aber in eine Welt hineingewachsen, in der eine Bedrohung durch die Natur eigentlich ausschlossen sein sollte. Die angewandten Natur- und Technikwissenschaften gestalten unsere Gegenwart nach den Maßstäben der Vorhersagbarkeit, Vorsorge, Berechenbarkeit und Nachhaltigkeit. Diese vermeintliche Sicherheit steht allerdings in einem auffälligen Gegensatz zu der Omnipräsenz der Naturkatastrophen in den Medien. Wie geht die Gesellschaft mit diesem Gegensatz um? In erster Linie (wieder) mittels technisch-naturwissenschaftlicher Aufrüstung: noch größere Rechner, mathematisch-numerische Modelle, eine Ausweitung ökologischer Konzepte. Die Autoren dieses Buchs schlagen einen anderen Weg ein. Hier wird jenseits der konkreten Diskussionen in Verwaltung, Technik und Politik ein Nachdenken über die Flut in ihrer geistes- und kulturwissenschaftlichen Dimension angeregt: die Flut als Naturereignis, als sprach- und gottgewaltiges Zeichen, als Motiv in Mythos und Literatur, als Dokument der Geschichte, als Gegenstand von Kunst und Landschaftsästhetik, als katastrophische Inszenierung im Film. Im Rahmen einer Vorlesungsreihe an der Universität Hamburg im Sommer 2003 entstand diese Auseinandersetzung namhafter Kulturwissenschaftler mit dem Thema: eine Anregung zu einem komplexen, vernetzten Denken. Inhalt Sibylle Benninghoff-Lühl: Tränenfluten/Bilderfluchten. Tränenforschung zwischen Unmittelbarkeit und Vermittlung bei Charles Darwin Hartmut Böhme: Die guten und die bösen Wasser. Katastrophen und kulturelle Ausdifferenzierung eines Elements Heike Brandstädter: Allegorien der Flut – Theorien der Gabe: Undine-Gestalten Ludwig Fischer: Mediale Apokalypse. Inszenierung einer Flutkatastrophe im Film Manfred Jakubowski-Tiessen: „Wenn die Deiche brechen…“ Die Sturmflut von 1717: Erfahrung und Deutung Katharina Jeorgakopulos: „Doch er besann sich: es war ja Sturmflut”. Storms apokalyptischer Reiter und die Aufklärung Almut Klingbeil: „Another Water“ und „Dictionary of Water“. Zwei Fotobücher von Roni Horn Heimo Reinitzer: Die Sintflut: Sündenflut und Sühneflut Sophia Vietor: Todesflut und Lebensquell. Über das „Urflüssige“ bei Novalis