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Der Wunderstaat

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Er schmuggelte einen Totenschädel quer über den Balkan, er war im ukrainischen Straßenbau für die Produktion von Bordsteinen zuständig und er weiß als einer der Wenigen, wie eine Leipziger Hausmeisterfrau einmal dem Bundeskanzler Helmut Kohl seine Grenzen gezeigt hatte. In seinem Erstlingswerk „Der Wunderstaat“ schildert der Potsdamer Journalist Matthias Krauß in 22 bizarren Berichten, wie ihn das Gestern in der DDR bis in die heutige Übergangsgesellschaft hinein verfolgt. Der Leser nimmt teil daran, wie ihn ein Gesangsduo des Friedrichstadtpalastes bis in den sibirischen Schlamm hinein begleitete und wie es klang, als Weltraumfahrer Siegmund Jähn in einem Moment der Besinnung zu Wort kam. Wundersame Befehle zwangen den Autor einst, den Himmel über der Uckermark in ein olympisches Farbengewitter zu tauchen, und einmal sah er keinen anderen Ausweg als den Hitler-Stalin-Pakt abzuschreiben und der Volksrepublik China den Krieg zu erklären. Matthias Krauß ruft in Erinnerung, dass Österreich eine DDR-Publikation, das „Magazin“, auf den Index setzte wegen „schädlicher Reizung der Lüsternheit“. Der Leser erfährt, wie es war, als der Autor in der rumänischen Drakula-Festung seine erste Begegnung mit Westdeutschen hatte. Und warum die Herausgabe eines Ost-„Spiegels“ letztlich gescheitert ist. Informativ, nachdenklich und bohrend geschrieben, zwingen die Texte, unser Heute im Lichte der damals verhandelten Themen zu spiegeln. Wie weit haben wir es eigentlich gebracht seither? Diesen „absolut wahren“ Berichten entnimmt man, was man nun wirklich zu allerletzt bei ihnen vermutet: dass ein Leben in der fest umrandeten ostdeutschen Murkelei bis 1990 tief in asiatische, amerikanische und afrikanische oder jüdische Geschichte und Verhältnisse verstricken und verwickeln konnte. Viele Ostdeutsche fühlten sich damals um Einiges stärker mit der Welt verbunden und in Geschehnisse fernster Räume einbezogen als es heute für den „gewöhnlichen Deutschen“ der Fall ist. Der Potsdamer Journalist beschränkt sich nicht auf die Beschreibung des Aggregats „DDR“ als einem skurrilen Umsonst, das allenfalls zur öligen Herzwärmung einer alternden Generation taugt. Bei ihm darf auch einmal Thema sein, was 15 Jahre nach dem Heimgang des zweiten deutschen Staates - jedenfalls im Einzelfall - zwingend für dessen Position gesprochen hat, aber vor allem, wie das seinerzeit erworbene Weltwissen für die heutige Zeit der Stagnation und der nicht enden wollenden Krise in Ostdeutschland produktiv gemacht werden kann. Ein Kaleidoskop skurriler, humorvoller und doch nachdenklicher Geschichten aus DDR-, Wende- und Nachwende-Zeit.

Parameter

ISBN
9783937751092

Kategorien

Buchvariante

2004, paperback

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