Geschichten von Liebe, Leben und Tod
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Literatur- und Literaturwissenschaft haben die unheimliche Funktion, verstorbene Dichter und Schriftsteller wiederaufleben zu lassen. Dies geschieht in Antonia S. Byatts viel beachtetem Roman Possession: A Romance durch die Intertextualität. Die Studie untersucht die 'Erinnerungsspuren', die dem Roman eingeschrieben sind, indem sie anhand einer Figurenanalyse der beiden Protagonistinnen Christabel LaMotte und Maud Bailey die fremden Texte sichtbar macht. Es wird dargelegt, dass die Intertextualität in Byatts Roman funktionalisiert wird, um die Interpretation hermetisch wirkender Figuren zu erleichtern, sondern auch um sie überhaupt zu konstituieren. Mehr noch: Mit dem 'wieder entdeckten' Literaturwissenschaftler und -historiker Erich Auerbach und dessen Figura-Konzept kann die Intertextualitätsdebatte weitergeführt werden. Die Ausgrabung und Untersuchung 'fremder Texte' lässt im Rückgriff auf Auerbachs Figura-Konzept die Beziehung der beiden Protagonistinnen in einem neuen Licht erscheinen: Christabel LaMotte und Maud Bailey stehen in einem Ähnlichkeitsverhältnis, das Christabel als Präfiguration und Maud als Erfüllungsfigur ausweist. Diese beiden Frauen haben in Byatts Roman eine Erinnerungsfunktion inne, die mit dem Entwurf einer weiblichen Genealogie gekoppelt ist. Intertextualität ist nicht nur ein willkürliches 'postmodernes' Spiel, sondern unterstreicht die Erinnerungsfunktion von Literatur und Literaturwissenschaft.