Revision als Illusion?
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Um Verzerrungen im historischen Diskurs zu vermeiden, wird von postkolonialen Theoretikern und literarischen Autoren verstärkt angemahnt, die Historiographie einer radikalen Revision zu unterziehen. Für die Rekonstruktion der karibischen Geschichte wird der Literatur dahingehend einzigartiges Potenzial beigemessen, dass sich durch Einsatz der Konvention der Fiktionalität die Möglichkeit ergibt, den Sklaven nachträglich eine eigene Stimme zu verleihen. Insbesondere in den Romanen der drei englischsprachigen karibischen Autoren John Hearne, Fred D’Aguiar und Caryl Phillips spiegeln sich die komplexen Wechselbeziehungen zwischen den Themenbereichen Sprache, Religion beziehungsweise Spiritualität, Körperlichkeit und Sexualität sowie gender. Außerdem führen die fiktionalen Einzelschicksale vor Augen, wie eng die bisher eher als Einzelphänomene erforschten Reaktionsmuster auf die omnipräsente Alteritätserfahrung im karibischen Raum miteinander verwoben waren. So treten die prototypischen Formen der Ausübung von Gewalt, der Bildung von Stereotypen, des Versuches einer ideologischen Rechtfertigung des eigenen Verhaltens und der Bildung hybrider kultureller Elemente nie isoliert auf, vielmehr existieren paradoxe Elemente gleichzeitig und unauflöslich nebeneinander. Anders wäre es nicht zu erklären, dass trotz der von starken Machtasymmetrien und einem hohen Maß an Fremdheit geprägten Bedingungen eine wechselseitige Akkulturation stattfinden konnte.
Parameter
- ISBN
- 9783826028038