Die industriellen Anlageinvestitionen und ihre Steuerung in Deutschland von 1933 bis 1939
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Die Arbeit widmet sich der Analyse der industriellen Anlageinvestitionen und ihrer Steuerung durch die nationalsozialistische Politik in den Jahren von der Machtübernahme bis zum Kriegsausbruch. Seit der Arbeit von Samuel Lurie aus dem Jahr 1947 ist eine Gesamtbetrachtung der industriellen Investitionen zwischen 1933 und 1939 nicht mehr unternommen worden. Die Studie Luries stellt somit den Ausgangspunkt der Überlegungen dar. Es wird versucht, die seitdem angefallenen Forschungsergebnisse der Wirtschaftsgeschichtsschreibung für eine Weiterentwicklung der Aussagen Luries fruchtbar zu machen. Darüber hinaus werden zeitgenössische Veröffentlichungen als Quellen für die Analyse des industriellen Investitionsverhaltens und seiner Steuerung verwendet. Den Rahmen der Ausführungen bildet die Debatte um den Charakter des Verhältnisses von Politik und Ökonomie im Nationalsozialismus. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Frage nach den Prinzipien und Spezifika der industriellen Investitionsbedingungen zwischen 1933 und 1939 auf die Beschreibung des von der Forschung festgestellten „Primats der Politik“ anzuwenden. Demzufolge widmet sich der erste Teil einer Analyse der Forschungsdebatte und entwickeln eine mögliche Form ihrer Operationalisierung. Der Hauptteil der Arbeit beginnt mit der Entwicklung von zwei Referenzpunkten für die Analyse des industriellen Investitionsverhaltens zwischen 1933 und 1939. Der erste ist die Betrachtung idealtypischer Einflußfaktoren mit Hilfe eines einfachen neoklassischen Modells der Investitionsentscheidung. Der zweite ist die Beschreibung der industriellen Investitionsbedingungen im Vergleichszeitraum von 1925 bis 1929. Dann wird ein erster Überblick über die industriellen Investitionen von 1933 bis 1939 gegeben, wobei die gesamtwirtschaftlichen Investitionen und die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der betrachteten Zeit zu ihrer Charakterisierung herangezogen werden. Im nächsten Schritt werden zunächst die indirekten Steuerungsmaßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber (user cost, Gewinne, Nachfrage) und ihre Wirkungen auf die industriellen Investitionen betrachtet. Anschließend überprüft die Arbeit mit Hilfe einer Regressionsanalyse die Erklärungskraft der betrachteten Einflußgrößen. Schließlich analysiert der Text die direkten Steuerungsmaßnahmen ( u. a. Investitionsgebote, Investitionsverbote, Rohstoffzuteilung, Vierjahresplan). Anschließend wird eine branchenmäßige Aufteilung der industriellen Anlageinvestitionen von 1933 bis 1939 vorgenommen. Eine Umschau in der neueren unternehmenshistorischen Literatur, die eine Verdeutlichung der herausgearbeiteten Zusammenhänge auf der Mikroebene ermöglicht, beschließt den Hauptteil der Arbeit. Zum Schluß werden die wichtigsten Ergebnisse thesenhaft zusammengefaßt, bevor auf die Frage nach dem Verhältnis von Politik und Ökonomie im Spiegel der industriellen Anlageinvestitionen und ihrer Steuerung zurückgekommen wird. Die Arbeit erbringt Aussagen zur Veränderung der Funktionsweise des industriellen Investitionsverhaltens, zur Effizienz der Kapitalallokation, zur Frage nach dem Kriegskalkül der Unternehmen, zum Zusammenspiel der direkten mit der indirekten Investitionsbeeinflussung sowie zur These der Zurückhaltung der industriellen Investoren. Damit hofft der Autor, einen Beitrag zur Charakterisierung des „Primats der Politik“ in der Zeit des Nationalsozialismus geleistet zu haben.