Die Darstellung von Menschen mit einer Körperbehinderung in der Fotografie
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„Wie ein Satz dem Denken eine neue Richtung geben kann, kann ein Bild der Wahrnehmung eine neue Perspektive eröffnen und dem Sehen eine ethische Kraft.“ In der letzten Zeit ist mir während des Besuches von Ausstellungen aufgefallen, dass das Thema ‚Behindertsein’ in diversen fotografischen Arbeiten zunehmend häufiger thematisiert wurde. Ausgehend von der These, dass Fotografie eine kulturell konstruierte Art und Weise des Sehens darstellt, scheint die Fragestellung von Interesse, warum dieses Thema gegenwärtig verstärkt Aufmerksamkeit findet. Könnte es sein, dass versucht wird, sich einem weiteren ‚Tabu Thema‘ zu nähern, nachdem ehemalige Tabus immer stetiger ‚enttabuisiert‘ worden sind, wie zum Beispiel die Nacktheit oder die Homosexualität? Gerade die visuelle Repräsentation des behinderten Körpers scheint mir bisher ein- bestenfalls zweidimensional erfasst, denn die gesellschaftlichen Bilder von Menschen mit einer Körperbehinderung speisen sich größtenteils aus zwei verschiedenen Klischees. Zum einen gibt es die ‚Wir können auch so glücklich sein’ Bilder, die trotz der Behinderung einen lebenswerten Aspekt vermitteln wollen oder aber die so genannten ‚Betroffenheitsbilder’, die zeigen, wie stark die Menschen unter ihrer Behinderung leiden. Wie in der vorliegenden Arbeit zu zeigen sein wird, können Bilder des behinderten Körpers beim Betrachter je nach fotografischer Botschaft unterschiedliche Reaktionen auslösen, die sich über Ekel und Ablehnung bis zu Faszination und Offenheit gegenüber den Menschen mit einer Behinderung spannen.