Das Protokoll
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Obwohl Protokolle als Quellen in der Forschung eine enorme Rolle spielen, wurde der Textsorte Protokoll mit ihren spezifischen Merkmalen und Funktionen bisher von den Literatur- und Kulturwissenschaften kaum nennenswerte Aufmerksamkeit entgegengebracht. Dabei ist die Herstellung von Protokollen eine für viele Institutionen grundlegende und unverzichtbare Kulturtechnik. Ihre wesentliche Funktion besteht darin, nach festgelegten Kriterien ausgewählte Ereignisse in eine schriftliche und verbindliche Form zu überführen: Was im Protokoll steht, steht fest. Damit dies gilt, müssen Protokolle jedoch je nach Einsatzbereich und Zweck höchst unterschiedlichen formalen und funktionalen Anforderungen genügen. Für ihre Herstellung gelten ebenso strenge Regeln wie für die Verarbeitungs- und Verwaltungsprozeduren, bei denen Institutionen auf Protokolle zurückgreifen. Die hier versammelten Aufsätze beschäftigen sich mit Protokollen in unterschiedlichen institutionellen Kontexten – in der staatlichen Verwaltung, im Justizwesen, in der Universität, in der Wissenschaft und nicht zuletzt in der Literatur. Systematische und historische Perspektiven miteinander verbindend analysieren sie Felder, in denen die Vielfalt kultureller Funktionen des Protokolls exemplarisch erkennbar wird.