Determinanten der Pflegebedürftigkeit von Patienten mit einer chronifizierten schizophrenen Psychose
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Trotz neuer Neuroleptika und verbesserter soziotherapeutischer Behandlungsmöglichkeiten nehmen immer noch etwa 40 Prozent aller Schizophrenie-Erkrankungen einen chronischen Verlauf. Teilweise müssen die Patienten dauerhospitalisiert werden. In der vorliegenden Untersuchung wurden chronisch schizophrene Patienten eines psychiatrischen Wohnheims mit ebenfalls schwer chronisch schizophrenen Institutsambulanzpatienten nach der Methode der statistischen Zwillinge mit dem Ziel verglichen, Determinanten der Pflegebedürftigkeit zu eruieren. Hinsichtlich des Schweregrades der Positiv- und Negativsymptomatik sowie der globalen Psychopathologie finden sich nahezu keine Unterschiede zwischen den Gruppen. Unterschiede zeigten sich bei den dauerhospitalisierten Patienten hinsichtlich der geringeren Besorgnis um die eigene Gesundheit, der verminderten Compliance, dem niedrigeren globalen Funktionsniveau, dem früheren Ersterkrankungsalter, dem fehlenden Berufsabschluss und hinsichtlich zusätzlicher neuropsychologischer Störungen (abstraktes Denkens, Exekutivfunktionen). In beiden Gruppen starben insbesondere die Väter früh, es gab gehäuft psychiatrische Erkrankungen im familiären Umfeld sowie belastende Ereignisse im Vorfeld der Ersterkrankung. Jeder vierte Patient berichtete explizit über einen sexuellen Missbrauch in der Kindheit. Die Konsequenzen: Bei allen früh erkrankten Schizophrenen muss eine frühzeitige neuropsychologische Diagnostik erfolgen; prophylaktische Maßnahmen wie die Unterstützung durch social support, kognitives Training, Psychoedukation des sozialen Umfeldes und eine medikamentöse sowie supportiv-psychotherapeutische Betreuung möglichst durch eine Institutsambulanz sind dringend notwendig.