Arbeitszeitgestaltung in Deutschland und Frankreich

Die Diskussion darüber, wann und wie lange Menschen arbeiten, reißt nicht ab. Im Zeitalter der Modernisierung suchen Beschäftigte nach neuen individuellen Wegen, Privat- und Arbeitsleben zeitlich aufeinander abzustimmen. Arbeitgeber suchen nach Lösungen, Betriebszeiten zu verlängern bzw. an Nachfrageschwankungen anzupassen. Der Staat gibt die Idee nicht auf, durch Umverteilung der Arbeit Beschäftigungseffekte zu erzielen. Mit der Harmonisierung der rechtlichen Regelungen in der Europäischen Union wird diese Diskussion zunehmend auch auf transnationaler Ebene geführt. Erstaunlich selten wurde bisher untersucht, wie auf Betriebsebene die formalen und informellen Arrangements zur Ausgestaltung der Arbeitszeit konkret zu Stande kommen. In der vorliegenden Arbeit werden die Ergebnisse von breit angelegten Betriebsfallstudien aus in Deutschland und Frankreich tätigen multinationalen Unternehmen präsentiert. Die Autorin führte Interviews mit wichtigen Entscheidungsträgern und Interessenvertretern in den einzelnen Standorten und sammelte relevante, zum großen Teil vertrauliche, Firmendokumente, um Einblicke in die Ent-stehung und Anwendung von Arbeitszeitregelungen zu gewinnen. Der theoretische Ansatz der Arbeit basiert auf der soziologischen und ökonomischen Institutionentheorie. Arbeitszeitregelungen entstehen demnach aus einer Wechselbeziehung zwischen den nationalen institutionellen Gefügen und den Strategien von Unternehmen unter Einwirkung eines gestiegenen weltweiten Anpassungsdrucks ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Art. Im Mittelpunkt steht die Frage nach der Entwicklungsrichtung. Ist eine Konvergenz oder eine Divergenz der in beiden Ländern bestehenden Modelle zur Regulierung der Arbeitszeit wahrscheinlicher? Gibt es den one best way, der im Begriff ist sich durchzusetzen?