Handschlag mit dem Teufel
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Auf der Sachbuch-Bestenliste Juli 2005. Ein UNO-General kämpft verzweifelt gegen den drohenden Völkermord. Aus Europa kommen die Waffen für die Täter. Die UNO verbietet den Blauhelmen zu helfen: Der schnellste Völkermord unserer Zeitgeschichte beginnt. Der Westen schaut zu. Nur einem Blinden oder einem Analphabeten hätte entgehen können, was in Ruanda geschah“, sagt der Generalmajor und Kommandeur der Blauhelmtruppe in Ruanda, Roméo Dallaire nach seiner Rückkehr. Er ist, so der Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck, „der glaubwürdigste Zeuge des schnellsten Völkermords der Zeitgeschichte. Sechs Jahre danach wurde eine Volkszählung durchgeführt, bei der über 950.000 Opfer ermittelt wurden. In der Regel wurden die Menschen mit der Machete zerhackt, weil Kugeln zu wertvoll für sie waren. Die westliche Welt erlebte zwischen April und Juli 1994 ihre schwärzeste Stunde nach 1945. Sie will das bis heute nicht wahrhaben.“ Rupert Neudeck empfahl Dallaire für den Friedensnobelpreis: Gegen den Befehl der UN-Zentrale in New York zum Nichtstun, Abwarten und Zuschauen und gegen die UN-Anweisung vom 22. April, sämtliche Blauhelme abzuziehen, hielten Dallaire und seine kleine Truppe von 250 Ghanaern aus. Doch all ihre Selbstlosigkeit und Tapferkeit konnten die furchtbaren Ereignisse nicht aufhalten. Im September 1994 flog Dallaire zurück nach Kanada - zutiefst erschüttert, gebrochen, dem Selbstmord nahe. Er brauchte Jahre, bis er die Kraft fand, die Geschichte der Ereignisse in Ruanda 1994 zu Papier zu bringen: „Nach meiner Rückkehr aus Ruanda fragte mich ein kanadischer Armeegeistlicher, wie ich nach allem, was ich gesehen und gehört hatte, weiterhin an Gott glauben könne. Ich weiß, dass es einen Gott gibt, antwortete ich ihm, weil ich in Ruanda dem Teufel die Hand geschüttelt habe. Ich habe ihn gesehen, gerochen und berührt. Ich weiß, dass es den Teufel gibt, und deshalb weiß ich, dass es einen Gott gibt.“ Dallaires Erinnerungen sind ein ergreifender Augenzeugenbericht über die Abgründe der Brutalität und über das Desinteresse westlicher Politiker. „Ich ging zum französischen, deutschen und belgischen Botschafter und bemühte mich selbst um eine Ausrüstung mit nicht-letalen Polizeiwaffen zur Niederschlagung von Demonstrationen, aber keines der Länder wollte helfen. Diese ablehnende Haltung gab mir Rätsel auf, da diese Länder als erste die zivile Gewalt verurteilt und die ruandische Gendarmerie gedrängt hatten, nicht überzureagieren. Aber als sie die Gelegenheit hatten, ihren Worten Taten folgen zu lassen, blieben sie untätig. „Später am Tag durchsuchte eines der Militärbeobachterteams ein außerplanmäßig in Kigali eintreffendes DC-8-Transportflugzeug und fand Tonnen von Artillerie- und Mörsermunition. In den Frachtpapieren tauchen Firmen aus Frankreich, Großbritannien, Belgien, Ägypten und Ghana auf. Brent fragte einen belgischen Offizier, was für ein Gefühl das sei, sein Leben in Ruanda zu riskieren, während sein Land mit Waffen handelte, die dazu eingesetzt werden könnten, um ihn zu töten … Ich verfluchte die Doppelmoral dieses Landes.“