Mit Geschichte denken
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Carl E. Schorske, Professor Emeritius of History an der Princeton University, verbindet in seinem neuesten Buch in 13 Kapiteln wissenschaftstheoretische und geschichtsphilosophische Überlegungen mit empirischen Detailstudien aus dem Feld der europäischen Moderne in Politik und Kultur zwischen 1860 und 1920. So wie in seinem 1980 erschienenen Klassiker „Fin-de-Siècle Vienna. Politics and Culture“ steht auch in seiner neuesten Studie das Wien der Moderne im Mittelpunkt. Diese ist allerdings nicht nur als eine zwei Jahrzehnte nachgereichte Folgestudie zu sehen, sondern vielmehr als ein Resümee einer lebenslangen und passionierten Auseinandersetzung mit der Wiener Moderne durch einen der bedeutendsten lebenden Kulturhistoriker. Im speziellen setzt sich Schorske mit Mahler, Freud, der Gründerzeitarchitektur (Kunsthistorisches Museum) sowie in systematischer Hinsicht mit der bürgerlichen Elitenkultur um 1900 auseinander. Dies geschieht nicht bezugslos, sondern mittels einer komplexen Analytik, die die kulturelle Dynamik von Generationskonflikten, den Übergang vom liberalen zum massendemokratischen Narrativ sowie die tief greifenden sozialen Transformationen vor dem Ersten Weltkrieg meisterhaft zu kombinieren versteht. Schorske tut dies in jeweils eigenen Essays, die jedoch in der Zusammenschau einen konsistenten kulturwissenschaftlichen Zugang eröffnen. Dadurch vermag er - wie kein zweiter - Neues im Wohlbekannten zu sehen und radikal innovative Perspektiven zu eröffnen.