Literarische Raumsynästhesien um 1900
Autoren
Mehr zum Buch
Die vorliegende Arbeit diskutiert die Zusammenhänge der Begriffe ‚Subjekt‘, ‚Raum‘ und ‚aisthesis‘ am Beispiel literarischer Raumsynästhesien und beschreibt methodische, theoretische und textanalytische Implikationen. Teil I leistet eine methodische Fundierung, die einen als Aisthetik des Denkens und des Schreibens konzipierten Essayismus als Erkenntnisoperation wie zugleich als deren Vertextungsverfahren in seiner Relevanz für die Arbeit ausweist und als methodisches Konzept gegen zentrale Parameter der wissenschaftlichen Kommunikation würdigt. Teil II formuliert eine nicht-dualistische Subjekttheorie als eine Theorie synästhetischen Wahrnehmens und Empfindens von Raum. Räume subjektiven Erlebens werden beschrieben als figürlich strukturierte phänomenale Räume, für die die Verwischung der Grenzen von Wahrnehmung und Vorstellung, von Erkenntnissubjekt und -objekt konstitutiv ist. Vor diesem Hintergrund nimmt Teil III eine Re-Lektüre dreier Schlüsseltexte der Dekadenzliteratur um 1900 vor: Es sind dies Richard Beer-Hoffmanns Tod Georgs, Thomas Manns Buddenbrooks sowie Rainer Maria Rilkes Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Leitende Hypothesen sind die einer Subjektivierung resp. Synästhesierung des fiktionalen Raums sowie einer radikalen Problematisierung und Transponierung einer dualistisch-reduktionistischen Begrifflichkeit von ‚Subjektivität‘ in diesen literarischen Entwürfen.