Semantik des Rauschens
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Lange Zeit rauschte es in der deutschsprachigen Literatur gewaltig – und das nicht von ungefähr: Die Romantiker etwa inszenierten das Rauschen der Wälder als geheimnisvolle Stimmen des Numinosen. Rund hundert Jahre später gelang es der Literatur allerdings nicht mehr ohne weiteres, mit dem Rauschen göttliche Allmacht zu verbinden. Dennoch wurde auch in der «entzauberten» Welt der Klassischen Moderne das in urbanen Sphären und elektrischen Kanälen vernommene Rauschen mit der Aura des Geheimnisvollen aufgeladen. Katja Stopka geht in ihrem Buch der literarischen Faszination für ein akustisches Phänomen auf den Grund, das per definitionem uncodiert ist und damit scheinbar auf das Gegenteil von Schrift und Rede verweist. Anhand von Texten so prominenter Autoren wie Novalis, Eichendorff, Rilke, Kafka und Hugo Ball erarbeitet sie eine Semantik des Rauschens, indem sie vor dem Hintergrund kultureller Ordnungsmuster seine je unterschiedlichen Funktions- und Bedeutungszuschreibungen freilegt. Ihre Analyse zeigt dabei erstmalig, wie groß der Einfluß des literarischen Rauschens auf und seine Relevanz für die Ästhetik der jeweiligen Epochen war.