Zu Gast bei Mozart
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Wer gemeinsam am Tisch sitzen will mit dem kindhaft kleinen, knollen-nasigen Mann, der eigentlich Johannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus getauft worden war und sich noch zu allem dazu nach seinem Firmpaten noch Sigismundus nennen lassen musste, hat am ehesten Aussichten, wenn er sich dort einladen lässt, wo Mozart selbst zu Gast war, irgendwo zwischen Rom und Brüssel, London und Prag, Venedig und Paris, München und Brünn. Oder man kann in seiner Geburtstadt Salzburg auf ihn warten. Selber zum Gastgeber wird Mozart erst in Wien, als er gegen den Willen seines Vaters mit seiner Frau Konstanze einen gemeinsamen Hausstand gründet. Zu Gast bei Mozart: Die Wahrheit über Mozarts Leben als Genießer, über seine kulinarischen Vorlieben und Abneigungen, über das, was in seinem Haus ablief, wenn er feierte, nicht idyllisch und schon gar nicht ideal schön. Aufregend und erhellend in jedem Fall. Wer nun solcher-maßen vorgewarnt zu Gast bei Mozart sein möchte, der bringe Folgendes mit: ein gutes Gehör (es muss kein absolutes sein) Trinkbares, am liebsten Madeira oder Champagner Tierliebe eine halbwegs brauchbare, vor allem intonationssichere Singstimme, um neue Werke des Meisters vom Blatt zu singen, wenn er gerade Lust darauf verspüren sollte eine gewisse Belastbarkeit, was obszönes Vokabular und Fäkalsprache angeht die Fähigkeit, Musik schweigend anzuhören, denn Mozart vertrat die Ansicht seines späteren Interpreten Alfred Brendel: „Die Voraussetzung der Musik ist Stille“ (wobei das dauernde Kommen und Gehen im Hause Mozart ohnehin für eine Dauer-geräuschkulisse sorgte) die Höflichkeit, einen geistesabwesenden, oft auch leer vor sich hin glotzenden, ziellos herumwandernden Mozart aus diesem Zustand nicht aufzuschrecken – so sah es nun mal aus, wenn er komponierte Bargeld oder Schecks, um dem Meister bei Bedarf (und der bestand meistens) auszuhelfen Trinkfestigkeit Kenntnisse im Billardspiel. Wer derart vorbereitet ist, kann sich nun auf den Weg machen, um mit dem Mann zu tafeln, den der sieben Jahre ältere Goethe anstaunte als „ein Wunder, das nicht zu erklären ist.“ Nicht erklären, aber leichter verstehen kann jedoch Mozarts Marotten, Schwächen und Vorlieben, wer seine Tafelfreuden und -leiden teilt.