Lesarten der Geschlechterdifferenz
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Das gemeinsame Thema der hier versammelten Studien ist die Auseinandersetzung mit der Geschlechterdifferenz in der Literatur der Moderne. Die einschneidenden Wandlungen, die ästhetische Repräsentationen dieser menschlichen Doppelung im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte erfuhren, werden zum Anlaß genommen, den literarischen Inszenierungen eines sich verändernden Verhältnisses von Männlichkeit und Weiblichkeit auf die Spur zu kommen. Das Spektrum der behandelten Texte, die verschiedenen Epochen, Gattungen und Stilrichtungen angehören, reicht von der Goethezeit bis zur Postmoderne. Dabei stehen den männlichen Außenseitern (Heinrich von Kleist, Franz Kafka, Heimito von Doderer) und selbsternannten Epigonen (Hugo von Hofmannsthal) ebenso kanonisierte wie exzentrische Autorinnen (Annette von Droste-Hülshoff, Elsa von Freytag-Loringhoven, Ingeborg Bachmann, Elfriede Jelinek) gegenüber. In einer Kombination diskurstheoretischer mit psychoanalytischen Ansätzen stellt die symptomatische Lektüre geschlechtlicher Rhetoriken und literarischer Performanzen die Frage nach den spezifischen Korrelationen zwischen poetisch-poetologischen Konfigurationen und genealogischen Konstellationen. Sie wird auch unter interkulturellen und intermedialen Aspekten diskutiert. Das Einleitungskapitel skizziert die epistemologischen Rahmen, historischen Kontexte und theoretischen Voraussetzungen dekonstruktiven Lesens samt seiner Lesarten.