Verschmolzen mit der absoluten Realitätsmaschine
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Wenige wissenschaftliche Theorien haben unser Denken und unser Dasein so grundlegend verändert wie die Kybernetik. Ob Hollywood-Filme oder Kriegstechnik bis hin zur künstlichen Intelligenz und Robotik einschließlich der Entstehung virtueller Umgebungen, aber auch in Medizin, Neurologie, Biologie oder im Alltag all derjenigen, die einen Rechner benutzen ist unser Leben ohne Kybernetik undenkbar geworden. Oswald Wieners „Die Verbesserung von Mitteleuropa, Roman“ gehört zu den entscheidenden Meilensteinen in der gedanklichen Auseinandersetzung mit der Kybernetik. Wieners Text erkundete dabei als einer der ersten die grundlegenden Grenzen des Konzeptes der virtuellen Umgebungen sowie der dabei zugrunde gelegten Vorstellungen vom menschlichen Bewußtsein. Vor diesem Hintergrund bietet der vorliegende Band eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit Wieners Vision einer totalen Verschmelzung des Menschen mit einer Wirklichkeiten erzeugenden kybernetischen Maschine. Ausgehend von der Artifizialanthropologie, die als erste wissenschaftliche Disziplin fächerübergreifend künstliche Menschen erforscht, erklärt das vorliegende Buch Wieners Vision des „bio-adapters“ mit Hilfe der zur Entstehungszeit des Romans aktuellen kybernetischen Theorien und ergänzt diese Rekonstruktion durch technikgeschichtliche Parallelen zwischen Wieners Roman und der Entwicklung von Mensch-Maschine-Schnittstellen in den Computerwissenschaften einschließlich sogenannter „brain chips“. Der Band zeigt ferner auf, welche Modelle des menschlichen Bewußtseins aus der künstliche Intelligenz-Forschung für eine Interpretation des Romans heranzuziehen sind und kontrastiert diese Modelle mit Erkenntnissen aus der analytischen Philosophie und Wissenschaftstheorie. Der Band kommt aufgrund dieser Einarbeitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zu einer vollkommen neuartigen Interpretation des Romans und kann so die Aktualität von Wieners Vision für die gegenwärtige wissenschaftliche Diskussion belegen. Das Buch schließt mit einem Ausblick auf einige Anregungen, die von Wieners „bio-adapter“ bislang auf die bildende Kunst ausgegangen sind.