Erlebnisdruck
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Unter Erfahrung verstehen wir heute ein Erlebnis - ein Wort, das als Substantiv in der ersten Hälfte des 19. Jh. entstand und um die Wende zum 20. Jh. in allen Strömungen der deutschen Philosophie und vor allem in der Lebensphilosophie zum Begriff geworden war. Was man damals Erlebnis nannte, deckte sich mit den Prinzipien des en plein air und der sensation vitale des französischen Impressionismus. So wie das lebensphilosophische Bewusstsein mit den Ausgangspunkten des metaphysischen Denkens bricht, so vollzieht der Impressionismus den Übergang von der traditionellen zur modernen bildenden Kunst. Soziologen sprechen heute von der Erlebnisgesellschaft. Doch was wird damit gemeint? Was ist ein Erlebnis eigentlich? Wie hat sich dieses Element im 19. Jh. in Kunst und Philosophie manifestiert? Die Bedeutung dieser Frage könnte darin bestehen, dass in relativ kurzer Zeit im Werk einiger Künstler und Philosophen Entscheidendes geschehen ist, was sich langfristig auch in uns innerlich und gesellschaftlich vollzieht: das Erlebnis erweist sich ein Element des Untergangs. In , Erlebnisdruck' wird dieser Untergang bei Nietzsche, Dilthey und der Malerei von Claude Monet, und zwar dem Sterben der Landschaft in dessen Bildern, erforscht. Das Erlebnis ist offenbar doppeldeutig. Neben einer neuen Freiheit entwickelt sich ein Druck, den Nietzsche schon bald mit dem Willen zur Macht begründet - Erlebnis ist Druck. Abschliessend werden Martin Heidegger und Walter Benjamin befragt, die beide zwischen der Haltung des Erlebnisses und der Expansion der modernen Technik einen untrennbaren Zusammenhang gesehen haben. Der Autor Dr. Gerard Visser (1950) ist Dozent für Philosophie der Kultur und Gesellschaft an der Philosophischen Fakultät der Universität Leiden. Erlebnisdruck erschien 1999 auf Niederländisch.