Der Blick auf das Fremde
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Dieses Buch bewegt sich mitten in der Debatte um kulturelle Alterität, Interkulturalität und europäischen Rassismus, in der Stefan Zweigs zu Grunde liegendes Werk eine auch heute noch aktuelle Position einnimmt. In dem 1941 erstmals publizierten Reisebericht beschreibt Stefan Zweig Brasilien, das er 1936 auf einer Reise nach Buenos Aires zum ersten Mal besuchte und wohin er fünf Jahre später endgültig ins Exil ging. Dort, in seiner neuen Heimat und im „Land der Zukunft“, nahm er sich 1942 das Leben. Bei einer kritischen Lektüre von Zweigs Buch zeigt sich, dass der objektiv intendierte Bericht vielmehr literarischer Ausdruck der Suche des Autors nach einem idealen Ort, einem Gegenmodell zum inhumanen Europa seiner Zeit ist. Seine zeitlebens verfochtenen Ideale transferiert der Wiener Autor nach dem Zusammenbruch des alten Europas in die Ferne, auf Brasilien, als von ihm für würdig befundenen Ableger europäischer Tradition und Kultur. Wie schon die Konquistadoren vor ihm entdeckt nun Zweig das Land neu, als geeigneten Ort für die Erfüllung seiner utopischen Vorstellungen. Eingebettet in das eurozentrisch-koloniale Denken seiner Herkunftswelt erfährt und nimmt Zweig das ganz andere, fremde Brasilien wahr und nutzt es für seine eigenen Zwecke.