Zufall?

„Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben,.”. So dichtete Goethe einst mit gewaltigem Pathos. Dabei reichte es bereits, sich über siebzig oder achtzig Jahre Rechenschaft zu geben, über die Zeitspanne des eigenen Lebens. Von den Menschen, die ich kenne, haben es nur wenige gewagt, und nicht selten war ihre „Rechenschaft” mehr eine Abrechnung für erlittenes Unrecht und eine Rechtfertigung für begangene Dummheiten oder angerichtete Schäden. Hans-Wilhelm Thiele hat auch über sein Leben nachgedacht, er nennt es gelegentlich sogar „Nachdanken”, aber er schreibt keine Quittungen und übt keine Rache. Vielmehr stellt er sein Leben unter eine große Frage: Sollte all das Erlebte nur „Zufall” sein? Der Autor führt die Leser durch seine Kinderstube, den Weltkrieg, die Berufsfindung, durch Krankenzimmer und mitten hinein in sehr anrührende Familienangelegenheiten. Und an allen Orten, die er mit uns, den Lesern, betritt, spürt man, hier wird nicht Rechenschaft abgelegt vor einem staunenden Publikum, sondern vor Gott selbst, der sich als „Quelle” dieser Zufälle ahnen lässt. Es tut gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich fragen und bei diesem Fragen über die Schulter blicken lassen. Wir brauchen nicht dreitausend Jahre flüchtigen Überblickes. Licht in ein Leben, das genügt. (Aus dem Vorwort des Verlegers)