Geschichtsphilosophie als Basis für Kulturkritik? Herder, Schiller, Adorno
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Geschichtsphilosophie galt lange Zeit als überholte Disziplin einer vernunftoptimistischen Aufklärungsphilosophie, als methodisch wie inhaltlich zumindest fragwürdig und nach dem postmodernen Ende der „großen Erzählungen“ als endgültig obsolet. Gegenwärtig mehren sich jedoch die Fragestellungen, ob dieser Abgesang auf die Geschichtsphilosophie nicht verfrüht war: Die Philosophie der Geschichte kann eine normative Kraft entwickeln, die nicht zwangsläufig in repressive, spekulative oder teleologische Willkür münden muss, sondern nach kritischer Sichtung durchaus wirkkräftiges Potential zugunsten normenorientierter Kulturkritik aufweisen kann. Die vorliegende Untersuchung erforscht auf struktureller Ebene die Beziehungen von Geschichtsphilosophie und Kulturkritik, um dann über die inhaltliche Analyse der Werke Johann Gottfried Herders, Friedrich Schillers und Theodor W. Adornos diesen Zusammenhang exemplarisch zu erfassen. Es zeigt sich, dass die geschichtsphilosophischen Inhalte jeweils die entscheidenden Kennzeichen liefern, anhand derer Herder, Schiller und Adorno zu kulturkritischen Sichtungs- und Bewertungsverfahren gelangen. Der Debatte um eine Reformulierung von Geschichtsphilosophie wird hier eine Analyse angeschlossen, die exemplarisch die Möglichkeiten von Geschichtsphilosophie und Kulturkritik erarbeitet und aus dem philosophiegeschichtlichen Rückblick ein Plädoyer für eine erneute Auseinandersetzung mit der Geschichtsphilosophie formuliert.