Musik-Avantgarde
Autoren
Mehr zum Buch
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war 'Musik-Avantgarde' eine klar umrissene Bezeichnung für Kunstmusik, die bedingungslos einen Fortschritt des musikalischen Materials und gegebenenfalls auch der kulturpolitischen Haltung signalisierte. Das Verhältnis von kompositionstechnischem und politischem, von formalem und inhaltlichen Fortschritt war eines der begehrtesten musikwissenschaftlichen Diskussionsthemen. Hanns Eisler galt weithin als jene Figur, die beides exemplarisch und vorbildhaft vereinte, und Günter Mayer, Professor für Ästhetik an der Humboldt-Universität zu Berlin, war der Musikwissenschaftler, der das Vermächtnis Hanns Eislers am produktivsten verwaltete und weiter dachte. Im vorliegenden Sammelband fragen 26 Aktivisten des aktuellen Musiklebens aus Deutschland, Schweiz, England, USA, Lateinamerika und Italien, ob im 21. Jahrhundert der Avantgarde-Begriff noch tragfähig ist oder ob sich der ehedem produktive Widerspruch zwischen musikalischem und gesellschaftlichem Fortschritt in neoliberale Beliebigkeit aufgelöst hat. Das Buch ist einerseits ein Abgesang auf den noch vor wenigen Jahrzehnten gesicherten Avantgarde-Begriff, zugleich aber eine Aufforderung zu erkennen, dass im aktuellen Kapitalismus keineswegs 'anything goes' und Musikerinnen und Musiker eine Verantwortung haben. Bezeichnenderweise nehmen sie dabei nach wie vor auf Hanns Eisler und damit auch auf Günter Mayer Bezug.