Exposé
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Das Thema «exposé» (Ausgesetztsein) wird in einer Abfolge von Bildern behandelt: Der Betrachter verlässt Basel, folgt den Bewegungen von Wolken und Vögeln, wandert durch die Täler und über die Hügelzüge des Jura, zieht durch Herbst und Winter, wird dem Klima und dem Wetter ausgesetzt. Die Landschaften erwecken den Eindruck von Weite und Offenheit, können aber auch düster und unheimlich wirken. «exposé» provoziert durch das Erlebnis des Ausgesetztseins. Welchen Einfluss hat die Urbanisierung auf die Landschaftsgestaltung? Wer profitiert davon? Der Jura ist trotz seiner vermeintlichen Unberührtheit eine Landschaft, welche bebaut und erschlossen wird. «Jura» ist auch ein erdgeschichtlicher Begriff. Vor 150 Millionen Jahren wurde der Kalkstein des Jura in mächtigen Schichten am Boden eines Flachmeeres abgelagert. Vor zehn bis zwei Millionen Jahren wurden diese Schichten im Zusammenhang mit der Alpenbildung aufgefaltet. Der Wanderer im Jura versucht sich diese erdgeschichtlichen Zeiträume vorzustellen, während er über Kalkstein geht. Er geht dabei der Frage nach seiner eigenen Bedeutung innerhalb dieser Zeitabläufe nach. Die Technik der analogen Fotografien passt spielerisch zum Thema «exposé», denn auch der Film wurde dem Licht ausgesetzt (französisch: exposé). Die Bilder sind Collagen aus Landschaftselementen, welche sich vor einem neutralen Hintergrund abheben. Die einzelnen Elemente, harte und weiche, flüchtige und feste, bestehen aus Kalkstein, Beton, Bitumen, Eisen, Glas, Holz, Kunststoff, Asche, Fell oder Jauche. Wird allein das Stoffliche betont, so können sich die Bilder emotional aufladen. Dies wird durch die Betonung der Bildgrafik bewusst ausgeglichen. Das Ausgesetztsein im Spannungsfeld zwischen einer pragmatischen Weltsicht und einem emotionsgeladenen Erleben der Umwelt bleibt trotzdem erhalten. Die Jura-Bilder lösen im Betrachter einen Bewegungsreflex aus. Er möchte wandern oder fliehen. Dazu ist Orientierung notwendig. In den Bildern findet man sie in Form von Markierungen (so genannten landmarks): Masten, Bäumen, Vermessungszeichen. In der einleitenden Kurzgeschichte arbeitet ein Vermessungsteam auf einem Schneefeld. Die zwei Männer stecken Profile für eine geplante Strasse ab. Der Gehilfe hält die Vermessungslatte, und der Landvermesser steht vor seinem Theodoliten, betrachtet die Welt durch das Fernrohr und wünscht sich, dass die Arbeit schnell voran kommt. Als die Dämmerung hereinbricht, werden die beiden nachdenklich.