Reinschrift
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Das Schreiben und Denken im Zeichen der Unterscheidung von „rein“ und „unrein“ hat in den Jahren um 1800 eine auffällige Konjunktur. Ästhetische Theorie und literarische Praxis orientieren sich offensichtlich an einem „jungfräulichen“ Schönheitsideal. ‚Ins Reine geschrieben’ jedoch erweist sich dieses selbst als höchst verunreinigungsanfällig. Bereits in den Versuchen einer konzeptuellen Eingrenzung des „reinen Schönen“ – von der Kunsttheorie Winckelmanns bis zur Ästhetik Kants – machen sich die Theorieresistenz und die Begriffsflüchtigkeit des „Reinen“ bemerkbar. Als Mit- und Weiterbedachtes exponiert sich diese Problematik in der Literatur der Goethezeit an einer Vielzahl von Darstellungen jungfräulicher Figu-ren. In Texten von Lessing, Goethe, Schiller, Kleist, Novalis, Brentano und Eichendorff fragt die Studie Reinschrift nach Berührungspunkten und Bruchstellen. Daniel Cuonz, Jahrgang1975, arbeitet am Deutschen Seminar der Universität Zürich.