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Im Schatten der sozialen und demokratiepolitischen Krisen der europäischen Integration ist in den EU-Mitgliedsstaaten eine Rückkehr zu Identitätspolitiken und Geschichtsdeutungen unter nationalistischen Paradigmen im Aufwärtstrend. Österreich bildet da keine Ausnahme. Insbesondere im so genannten „Gedankenjahr“ 2005 erlebte das Land eine ungewöhnliche Verdichtung von Ausstellungen, TV-Dokumentationen und Druckwerken, die vor allem die Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955 - und nicht das Jahr 1945 - als Freiheitsmarke und zentralen Gedächtnisort der Zweiten Republik zum Inhalt hatten. Der „Opfermythos“ wurde zur „Erfolgsgeschichte“ der Zweiten Republik umgedeutet. Die öffentlichen Debatten um die Restitution der Klimt-Bilder, das „Haus der Geschichte“ sowie um das NS-Verbotsgesetz belegen, dass Erinnerungskultur und Geschichtspolitik auch über 2005 hinaus an Aktualität und Bedeutung gewinnen. Der Essay-Band sucht aus verschiedenen streitbaren Perspektiven die diskursive Konfrontation mit der Produktion von Identitätsbildern und historischen Mythen und fördert damit die Auseinandersetzung mit historischer Verantwortung, Wiedergutmachung und politischem Neubeginn. Katharina Wegan, Dr., Historikerin, war an der Konzeptentwicklung für das Vermittlungs- und Rahmenprogramm der Ausstellung „Das Neue Österreich“ beteiligt. Sie lebt und arbeitet in Wien. Martin Wassermair, Mag., Kultur- und Medienaktivist sowie Historiker, ist derzeit Vorstandsmitglied des „Kulturrat Österreich“.