Das Bundesbuch des Göttinger Hains
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Der Göttinger Hain gilt als der geschlossenste Dichterkreis des Sturm und Drang. Seine Lyriksammlung »Bundesbuch« (1772/73) ist nur handschriftlich überliefert und wird hier erstmals und vollständig ediert, umfassend untersucht und in einem umfangreichen Einzelkommentar erschlossen. Die Sammlung umfasst die meisten der damals geläufigen lyrischen Gattungen - Ode, Elegie, Ballade, Lied - und berührt fast alle wichtigen Themen und Strömungen der Umbruchszeit von 1770. Sie ist das letzte große, bislang nicht erschlossene Dokument der Lyrikgeschichte des 18. Jahrhunderts. Der Göttinger Hain gehört zur Geschichte der Jugendbewegung; seine Gedichte sind im Wesentlichen vergessen. Durch die Bezüge zu den großen Themen haben sie aber ein bleibendes geschichtliches Gewicht: Empfindsamkeit, Genieästhetik, Klopstockverehrung und Wielandfeindlichkeit, Nationalthematik, Franzosenfeindlichkeit, Volkslied und Kunstballade usw. Im Wechselspiel von Gruppendynamik und einzelnem Autor spiegelt sich, wie in der historischen Untersuchung entfaltet, außerdem die Entwicklung des neuzeitlichen Autorgedankens, der ältere Formen der Regel- oder > Handwerks<-Poetik verdrängt. Zum Göttinger Hain gehören der Lyriker Ludwig Hölty, der Romancier Johann Martin Miller, der spätere Homerübersetzer Johann Heinrich Voß, außerdem die Brüder Grafen Stolberg u. a.