Management von Unschärfen in der Produktentstehung

Die Automobilindustrie stellt einen Industriezweig dar, welcher – bedingt durch starken Wettbewerbsdruck und wachsende Individualisierung der Produkte – von hoher Dynamik und schneller Reaktionsfähigkeit geprägt ist. Insgesamt besteht die Herausforderung, im Rahmen komplexer Zusammenhänge eine wachsende Anzahl von Produkten in immer kürzerer Zeit zu entwickeln. Da die Automobilentwicklung zu einem Großteil von Innovationen abhängt, müssen die eingesetzten Prozesse mehreren Ansprüchen gerecht werden: Bei einer Vielzahl von Anwendungen erfordern Prozesse einen gewissen Grad an Standardisierung; gleichzeitig soll eine möglichst hohe Flexibilität erhalten bleiben, um die Innovationsfähigkeit nicht einzuschränken. Daraus entsteht ein Konflikt zwischen Flexibilität und Standardisierung. Um innerhalb dieses Spannungsfeldes die Anforderungen an die Fahrzeugentwicklung anspruchsvoll und zugleich realistisch bewerten zu können, beschäftigt sich die Dissertation mit der Thematik der Unschärfen. Diese können sich entweder auf Fahrzeuganforderungen oder auf den Ablauf der Prozessschritte innerhalb der Fahrzeugprojekte beziehen. Ziel der Arbeit ist ein allgemeines Modell zum Management von Unschärfen bezogen auf einen speziellen Prozess, welches in der Folge auch auf andere Bereiche der Automobilentwicklung übertragen werden kann. Zu diesem Zweck wurde ein mehrstufiger methodischer Ansatz entwickelt, welcher eine gezielte Untersuchung von Unschärfen ermöglicht. Daraus leitet sich ein Modell ab, durch das eine Beseitigung oder eine Integration von Unschärfen im Zuge mehrerer Iterationsfolgen möglich ist: Modell zur iterativen Integration und/oder Reduzierung von Unschärfen (MiRU). Damit wurde ein Ansatz geschaffen, um Unschärfen in Prozessen mit Hilfe quantifizierbarer Einflussfaktoren interpretieren und gezielt betrachten zu können.