Die Jenischen - verfolgt im NS-Staat 1934 - 1944
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Heute werden unter dem Oberbegriff „Zigeuner“ alle Nichtsesshaften Deutschlands subsumiert. Der Autor bietet eine Definition der Jenischen (bekannt auch als die deutschen Landfahrer), die es erlaubt, sie von ihren nächsten sozialen Nachbarn, den Roma und Sinti Deutschlands, zu unterscheiden. Da zwischen Sprache und dem gesellschaftlichen Leben eine enge Beziehung besteht, befasst sich der Verfasser im sozio- linguistischen Teil der Arbeit mit dem deutschen Argot, d. h. dem Rotwelsch, und den dazugehörigen Sprechergruppen. Dabei zieht er auch Vergleiche zwischen Rotwelsch-Varianten und anderen Argots und macht deutlich, dass das Rotwelsch genau wie die anderen Sondersprachen ein Produkt der sozialen Lage der allerniedrigsten Gesellschaftsschichten ist und nicht bloß ein Reflex der jeweiligen Standardsprache. Im historischen Teil befasst sich der Autor mit der Verfolgung der Jenischen durch den NS-Staat, welche durch die deutschen „Rassenhygieniker“ in den Jahren 1934- 1944 eingeleitet wurde. Grundlegend hierfür sind die Texte Robert Ritters, dessen Verwendung von Begriffen wie „Zigeuner“, „Zigeunermischling“ und „Jenische“ detailliert analysiert wird. Neben Ritters Schriften wird umfangreiche weitere zeitgenössische Literatur, Sekundärliteratur sowie Gesetztexte herangezogen. Die chronologisch geordneten Publikationen werden durch Aussagen der jeweiligen Mitarbeiter und anderer zeitgenössischer NS-Literatur sowie Informationen über Autor, Veröffentlichungsmedium, Leserkreis usw. ergänzt, um eine Vorstellung von der Bedeutung der Veröffentlichung zu erhalten. In genauer Analyse und Interpretation der Schriften stellt der Verfasser jeweils die zentrale Idee und den Bezug zu den damals geltenden Gesetzen, Ereignissen und der herrschenden Ideologie dar. Es ergibt sich ein detailliertes Bild von Ideologie, Denkweise und nicht zuletzt auch den Absichten Ritters und anderer „Rassenhygieniker“ in Bezug auf die Jenischen.