Eros und Grenzsituation
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Haben Erotik und Verliebtheit etwas mit Grenzsituation zu tun? Viel näher als Angst und Verzweiflung liegen hier doch Assoziationen von Harmonie und jedenfalls Hoffnung auf glückselige Erfüllung. Aber gerade weil dies so ist, gehören Erotik, Sexualität und Fragen der Beziehung zu den sensibelsten anthropologischen Krisenfeldern. Die großen Institutionen und familiären Traditionen halten lange nicht mehr das, was sie einmal versprochen haben. Das Autorenteam des vorliegenden Bandes hat es unternommen, unter Bezugnahme auf den Begriff der Grenzsituation im Sinne von Karl Jaspers das schwierige und streckenweise verwilderte Terrain zu sichten, Perspektiven, Durchblickbahnen nämlich, zu schaffen, um so auf Lösungswege zu gelangen. Sexualität und Erotik können auftreten als Kräfte, die Bindung herstellen und sichern, aber auch als Komponenten, die - zutiefst zweideutig-, einbrechen in eine bisher geordnet erscheinende Welt, Chaos und Traumata hinterlassend. In dieser Unsicherheit unserer derzeitigen Gesellschaft hinsichtlich einer Kultur von Erotik und Sexualität besteht die dringende Notwendigkeit des Engagements für eine neue Beziehungskultur, die eine ethische und zugleich ästhetische Dimension umgreift.