Olympia - im Spannungsfeld von Mythos und Marke
Autoren
Mehr zum Buch
Vor gut 110 Jahren erweckte Pierre de Coubertin die olympische Idee zu neuem Leben. Die Rückschau gibt nicht nur den Blick auf eine beispiellose Erfolgsgeschichte frei. Sie zeigt die – nicht immer unproblematische – Anpassung einer idealistischen Idee an sich rasch wandelnde politische und ökonomische Gegebenheiten sowie ihre Instrumentalisierung für wechselnde Interessen. Aus der Sicht des 21. Jahrhunderts präsentiert sich Olympia in einem Spannungsfeld von Mythos und Marke. Zum einen determinieren die von Coubertin überlieferten ethisch-moralischen Werte sowie hehren Ziele das Olympische Geschehen und prägen die – bisweilen unbewusste – Erwartungshaltung des Betrachters. Wiederkehrende Rituale und historische Überlieferungen formten und formen dabei eine faszinierende Aura aus Ethos, Emotion und mythischer Aufladung. Zum anderen resultiert aus der exponierten Stellung, die Olympia im Kreis der Sport- und ähnlicher Großveranstaltungen einnimmt, ein gigantisches Streben nach medialer, (sport-) politischer und vor allem ökonomischer Nutzung des Events. Nicht immer gelingt es jedoch dem IOC, dieses zunehmend komplexer werdende System im Gleichgewicht zu halten. Dieses Spannungsfeld auszuloten, seine Parameter zu bestimmen sowie die Rolle des IOC zu ergründen, stellte das Forschungsinteresse und persönliche Anliegen des Autors dar. Er konnte die aktuelle Entwicklung der Olympischen Spiele über zwölf Jahre als aktiver Teilnehmer „live“ miterleben, war als Berater des Nationalen Olympischen Komitees tätig und ist heute Vizepräsident der Deutschen Olympischen Gesellschaft. Die genannte Zielsetzung gerät gleichzeitig zur Herausforderung, denn die Olympischen Spiele sind offensichtlich mehr als nur Sport, mehr als nur Politik, mehr als nur Inszenierung und Kommerz. Drei empirische Untersuchungen mit über 11.000 befragten Personen, die im zeitlichen Umfeld der Bewerbung Deutschlands um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012 und den Spielen in Athen 2004 stattfanden, ermöglichten die Bilanzierung Olympias aus verschiedenen Betrachtungsperspektiven. Die Arbeit zeigt – unter Berücksichtigung marketing- und handlungstheoretischer Sichtweisen – die historisch begründeten und einzigartigen Parameter Olympias. Sie scheut jedoch nicht davor zurück, auch negative Entwicklungstendenzen der Olympischen Sportbewegung herauszustellen und zu einer kritisch-konstruktiven Bestandsaufnahme anzuregen.