Handeln in der Ungewissheit
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Die Verantwortung bildet das Schicksal des modernen Menschen. Er selbst muss darüber befinden, in welcher Hinsicht und in welchem Maß er sie übernehmen will. Der Verantwortungsbegriff erlebt eine erstaunliche Konjunktur. Wohin man blickt, werden neue Verantwortlichkeiten eingefordert: in der Umwelt- und Wirtschaftspolitik, beim Umbau des Sozialstaates oder der Reform des Arbeitsmarktes. Die allseits erhobenen Forderungen nach mehr Verantwortung stehen freilich im krassen Widerspruch zur gesellschaftlichen Wirklichkeit. Die anwachsende Komplexität der modernen Gesellschaft macht es immer schwieriger, die Ursachen und Verursacher von Schadensprozessen dingfest zu machen. Es fehlt das genaue Wissen, wer unter den komplexen Umständen tatsächlich die Verantwortung trägt. Und es fehlt den Handelnden vielfach die Fähigkeit, aber auch der Wille, die Verantwortung zu übernehmen. Es ist deshalb zweifelhaft, ob der Ruf nach Verantwortung letztlich weiterhilft, anstehende Probleme zu lösen. Er sorgt vielmehr für zunehmende Belastungen und überfordert den Menschen bei der Bewältigung gesellschaftlicher Reformen. Wir sollten uns deshalb daran gewöhnen, dass wir für viele Dinge keine Verantwortung tragen, weil sie jenseits unserer Einflussnahme liegen. Das entbindet uns allerdings nicht davon, für das eigene Leben und die Beseitigung von Missständen zuständig sein. Die paradoxe These des Buches lautet: Verantwortung ist unser Schicksal. Wir sind als autonome Lebewesen zur Verantwortung verurteilt, ohne sie wirklich tragen zu können.