Anständige Nacktheit
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Kernstück der Untersuchung ist die Frage, wer die nackt bei ihrer Körperpflege dargestellten Frauen auf attischer Keramik des späten 6. und 5. Jhs. v. Chr. sind. Die fast einhellige Antwort in der Forschung lautete bisher: göttliche Wesen oder Hetären. Aber auch geachtete attische Bürgerinnen konnten nackt dargestellt werden, auch wenn sie wie ihre männlichen Mitbürger in der Öffentlichkeit in der Regel sicher nicht nackt auftraten. Die Vasenbilder sind also nicht als unmittelbarer Spiegel des realen Lebens zu werten. Nacktheit wurde in der Antike vielmehr als Bildformel eingesetzt, um Jugend und Attraktivität der Frauen bildlich zum Ausdruck zu bringen. In einigen Fällen geht aus dem Kontext deutlich hervor, wer darstellt ist, in anderen war es den Betrachtern überlassen, was bzw. wen sie in den Bildern sehen wollten: das göttliche Wesen, die Hetäre oder die Bürgerin. Der vorliegende Band stellt sich in eine Reihe von neueren Studien, in denen die gängige Vorstellung vom Leben der klassischen Athenerin, einem Leben in Abgeschlossenheit, Unterdrückung und Geringschätzung, weitgehend revidiert worden ist. The present study centres on the question, who the women are, that are represented in the nude pursuing their personal hygiene on Attic pottery of the late 6th and 5th centuries B. C. Until now, the almost unanimous answer of researchers was: divine beings or hetaerae. But also respected Attic female citizens could be represented nakedly, although they, like their male counterparts, certainly never appeared undressedly in public. Thus, the vase paintings cannot be considered an immediate mirror of real life. Rather, nudity was brought into action in antiquity as a symbol for expressing the youth and attractiveness of women in pictures. In some cases, the context makes quite clear, who is represented by the pictures, in other cases it was left to the observers, what or whom they liked to recognize in the pictures: the divine being, the hetaera or the female citizen. The present volume stands in a line with a number of more recent studies, in which the current notion of the life of Athenian females during Classical times as a life of seclusion, of oppression and of disdain, has largely been revised.