Erste Schritte in den Lehrerberuf
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Die Studie gewährt einen tiefen Einblick in die Wahrnehmungen, Deutungen und Handlungsstrategien der angehenden Lehrer im Unterricht. Es wird ersichtlich, dass die Novizen gemäß ihrer individuellen biografischen Geschichte Sinnbildungsprozesse vornehmen. Sie gestalten in Auseinandersetzung mit Schule und Ausbildung ihre eigene Entwicklung, konstituieren Identität und bauen professionelle Handlungsmuster auf. Das Buch will durch einen Perspektivenwechsel dazu anregen, Lehrerbildung neu zu denken und zu gestalten. Der Verfasser geht von der These aus, dass die Lehrer-Schüler-Interaktion ein bedeutsames Lern- und Erfahrungsfeld für die angehenden Lehrer darstellt, das hohe Anforderungen an sie stellt. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Anforderungen durch die vielfältigen strukturellen Problemlagen und Widersprüche dieser Ausbildungsphase noch gesteigert werden. Dennoch versuchen die Lehreranwärter, wie die ausführlichen Fallstudien zeigen, den beruflichen und strukturellen Anforderungen zu genügen, in dem sie ihre biografischen Ressourcen mobilisieren und Sinnbildungsprozesse vornehmen. Dabei wird deutlich, dass Reflexionsprozesse allein in der Regel nicht genügen, diesen Ausbildungsabschnitt erfolgreich zu bewältigen. Die angehenden Lehrer benötigen unter anderem biografische Ressourcen, die sich in Form von Selbstwirksamkeitserwartungen, Mut und Offenheit manifestieren. Das Werk bietet eine strukturanalytische, personenbezogene Sicht auf den Vorbereitungsdienst. Durch offene Interviewverfahren gelingt es, die Alltagspraxis und die Erfahrungen der angehenden Lehrer zu erheben. Dadurch gelingt es auch, Zugang zur subjektiv erlebten Befindlichkeit der Lehreranwärter aus deren Sicht zu erlangen, was zum besseren Verständnis ihrer Handlungsstrategien beitragen kann. Zentrales Ergebnis ist eine Heuristik, die im Kern vier unterschiedlich leistungsfähige Zugangsweisen der Lehreranwärter zu den Schülern hervorhebt: Der Eintaucher, der sich durch eine tiefe Beziehungsfähigkeit auszeichnet, der Systematiker, der die Problemlagen theoretisch reflektiert, der Trudler, der hin- und her gerissen wird von den Interaktionen mit den Schülern und der Fremdler, dem die Schüler und/oder die Schule während der Ausbildung zunehmend fremd wird.