Totalreflektions-Röntgenspektrometrie (TXRF)
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In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, daß die noch relativ unbekannte Analyse-Methode der Totalreflektions-Röntgenspektrometrie (TXRF) eine detaillierte Analyse von Farbpigmentmustern bemalter antiker Artefakte ermöglicht und damit einen neuen Zugang zu einer äußerst exakten Datierung eröffnet. Während bislang die Zuhilfenahme von Farbanalysen zu archäologischen Untersuchungen durch eine damit verbundene Störung des Objekts oder Befundes für Ablehnung und Mißtrauen sorgte, bietet die TXRF eine zerstörungsfreie Methode, die sicherlich zu einer sehr gefragten Analysemethode in den archäologischen Disziplinen heranreifen wird. Die in der Antike zur Farbherstellung verwendeten Pigmente und Mineralien, Gewinnung und Verarbeitung der Farben sowie die Vorbereitung des Holzes zum Farbauftrag werden vorgestellt. Es folgen in einem Katalog Kurzbeschreibungen von 98 ausgewählten Artefakten der beiden Museen „Ägyptisches Museum Berlin“ und „British Museum London“, von denen insgesamt 551 Farbpigmentproben für die vorliegenden Untersuchungen genommen wurden. Im Anschluß wird die dieser Arbeit zugrundeliegende neue Pigment-Analyse-Methode beschrieben und die Art der Probenahme erklärt. Im Ergebnis konnten mehrere Farbgruppen definiert werden, die jeweils eine sehr hohe Übereinstimmung im Pigmentmuster aufweisen. Andererseits zeigten einzelne Artefakte in ihrer Pigmentzusammensetzung eine so große Abweichung oder Einzigartigkeit, daß eine Zusammengehörigkeit absolut ausgeschlossen werden kann. Einige sehr gute Beispiele hierfür wurden im Kapitel „Res Notabiles“ aufgelistet und detailliert vorgestellt. Zu diesen neun besonders auffälligen Objekten gehören ein Sarg der Griechisch-Römischen Zeit aus Edfu sowie zwei Horus-Statuetten aus Theben und Gurna, die - bislang undatiert - aufgrund eines hohen Bleianteils in den Weißpigmenten in die Griechisch-Römische Zeit eingeordnet werden können. Für einen Sarg aus dem British Museum London belegte die Analyse, daß entweder die Datierung des British Museums falsch ist oder das Objekt nachträglich verändert wurde. Die Datierung eines Sargs aus Achmim konnte mit Hilfe der TXRF bestätigt werden, für den Sarg des Artemidorus aus dem Fajjum belegen ungewöhnlich hohe Bleianteile in den Schwarz-, Weiß-, Rosa- und Rotpigmenten, daß die daraus abzuleitende Datierung mit der im British Museum dokumentierten übereinstimmt (~ 200 n. Chr.). Der im Nes-Khensu-Sarg festgestellte hohe Anteil von Arsen (As) weist auf eine weitere Besonderheit hin, die durch Profilanalysen der oberen Schichten des Sarges abgesichert wurde: Arsenverbindungen scheinen gezielt zur Abwehr von Pilz- und Insektenbefall des Sargholzes eingesetzt worden zu sein. Zu dieser aus den TXRF-Daten abgeleiteten Hypothese gibt es bisher in der Literatur keinen Hinweis. Ferner konnte gezeigt werden, daß TXRF-Analysen, über eine exakte Pigmentmuster-Bestimmung, zusätzlich zur Datierung die Möglichkeit einer regionalen Eingrenzung der Herkunft des Objektes bieten, da die drei in dieser Arbeit untersuchten Fundorte in dieser Hinsicht jeweils mindestens eine Besonderheit aufweisen.