Die Rolle der Vergangenheitsbewältigung im Systemwechsel
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Seit dem 19. Jahrhundert hat es in verschiedenen Ländern der Welt Übergänge von autoritären zu liberaldemokratischen Systemen gegeben. Der Systemwechsel ist somit zu einem zentralen Thema politikwissenschaftlicher Forschung geworden. Ziel dieser Arbeiten war, die Ursachen, die Elemente und den Verlauf der Transformationen zu analysieren. Die Form des Umgangs mit der Vergangenheit im Transformationsprozeß wurde aber nur am Rande berücksichtigt. In Deutschland wurde nach 1945 für diesen Problemkomplex das Konzept der Vergangenheitsbewältigung als Resultat der Auseinandersetzung mit dem Erbe der Diktatur entwickelt. Eine Wiederbelebung erfuhr dieser Begriff mit dem Systemwechsel in der ehemaligen DDR und dem Verlangen nach der Aufarbeitung der Vergangenheit dieser Diktatur. Trotz der regen Diskussion über die Vergangenheitsbewältigung existiert bis heute keine allgemein anerkannte Definition, geschweige denn eine Theorie der Vergangenheitsbewältigung. Aber nicht nur in Deutschland, sondern in jedem Land, welches einen Transformationsprozeß erlebt, stellen sich die Fragen nach der Wahrheit der während der Diktatur begangenen Verbrechen, nach der Verantwortung der Täter, nach Amnestie oder Strafverfolgung, nach der Wiedergutmachung für die Opfer und nicht zuletzt nach der Versöhnung der Gesellschaft. In der vorliegenden Arbeit wird diese Problematik aufgegriffen. Das spezifische Ziel der Studie ist die Erstellung einer Analyse der Rolle der Vergangenheitsbewältigung im Systemwechsel. Grundthese ist, daß die Vergangenheitsbewältigung ein zentrales Element im Systemwechsel darstellt, und daß sich beide Prozesse gegenseitig beeinflussen. Die Rolle der Vergangenheitsbewältigung in der Transition wird anhand des Fallbeispiels der Demokratisierung in Chile analysiert.