Boldevitz
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Wollte man die Geschichte der Insel Rügen schreiben ginge das nicht, ohne die Geschichte des Gutes Boldevitz zu streifen, so viele der Menschen, die für die Insel von Bedeutung waren, haben sich dort aufgehalten und andere, die dort zu Hause waren, gelangten anderenorts zu Ansehen und trugen den Namen in die Welt. So war der Pastor Ludwig Theobul Kosegarten Hauslehrer auf Boldevitz und Ernst Moritz Arndt schrieb ein Märchen über einen der Rotermunds, die bis das frühe 18. Jahrhundert dort ansässig waren. Auch Moritz Ulrich I. Graf zu Putbus, Landmarschall und Jahrzehnte Präsident des Wismarer Tribunals, besaß Boldevitz für zwei Jahrzehnte. Von ihm übernahm es der Stralsunder Münzpächter, Landsyndikus und Kunstmäzen Adolf Friedrich von Olthoff, der unter anderem den jungen Maler Jacob Philipp Hackert förderte, der die Tapeten im Festsaal des Herrenhauses schuf. Sein späterer Freund und Zeichenschüler Johann Wolfgang von Goethe veröffentlichte später dessen Biographie. Aus der Familie von der Lancken, die das Gut aus dem Olthoff’schen Konkurs erwarben, wurde Emilie, die den Namen Wakenitz in die Familie brachte, die als 'Baronin Mich' zum rügenschen Original und Oscar von der Lancken-Wakenitz als Diplomat zu einer europäischen Größe. Sie alle hinterließen auch architektonische Spuren in Boldevitz, so entstand unter den Rotermunds das Herrenhaus im 16. Jahrhundert, von Olthoff ließ den Saal neu gestalten und Christian Friedrich von der Lancken die Seitenflügel anbauen. Emilie von der Lancken-Wakenitz gilt als Bauherrin der Kapelle und Oscar von der Lancken-Wakenitz ließ einen dritten, wenig gelungenen Seitenflügel anbauen, der im Zuge der jüngsten Restaurierung des Herrenhauses wieder abgetragen worden ist. Der vorliegende Band stellt reich illustriert Geschichte und Architektur des Gutes Boldevitz vor und kann als Beleg für die kulturelle Funktion dieser Besitzungen angesehen werden.