Zwischen Vergangenheit und Zukunft
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Der politische Umbruch in der Tschechoslowakei Ende 1989 kam überraschend, aber rückblickend betrachtet nicht ganz unerwartet. Zahlreiche Äußerungen vieler prominenter Dissidenten sowie die über diese Wendezeit hinausreichende Planung der „Charta 77“ bestätigen jedoch, dass der Zusammenbruch der kommunistischen Machtstrukturen erst viel später erwartet wurde. Die allgemeine, politische und kulturpolitische Situation gegen Ende 1989 ist eindeutig als Summe der Entwicklung in der Tschechoslowakei seit Mitte der achtziger Jahre infolge der sowjetischen Perestrojka zu verstehen. Untersuchungen der Jahre 1987-1989 unterstützen diese Feststellung nachhaltig. Die vorliegende Arbeit beschränkt sich in ihrer Ausgangsposition auf eine komprimierte Beschreibung der spezifischen Problematik der ausgewählten Bereiche, Theater und Film, in der Perestrojka-Zeit, um die Zusammenhänge der weiteren Entwicklung, wie z. B. die Rolle des Theaters während der so genannten Samtenen Revolution und der darauf folgenden gesellschafts- und kulturpolitischen Vorgänge, in ihrer realen Verhältnismäßigkeit untersuchen zu können. Der Fluchtpunkt dieser Untersuchung, in dem sich alle Linien kreuzen, ist das Problem der Kulturpolitik. Diese Problematik als Summe aller Einflüsse auf das allgemeine kulturelle Klima, insbesondere aber als wechselseitiges Verhältnis zwischen Kultur und Staatsexekutive, beherrschte die Kulturdebatte der neunziger Jahre weit über die untersuchte Zeitspanne hinaus. Dementsprechend wurde der Erforschung und Beschreibung der komplizierten kulturpolitischen Vorgänge der Jahre 1989-1997 viel Platz eingeräumt, um die Erkenntnislage über die Erosion des überkommenen und die Formierung eines neuen kulturellen Systems, über die Wechselwirkungen ideologischer Neuorientierungen und der gesellschaftlichen Veränderungen sowie über den Wandel des Funktionsverständnisses von Kultur unter den neuen Bedingungen zu erweitern.