Überlebt und weitergelebt
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Wie man sich erinnert, was bleibt und was vergessen wird, hat Sidi Gross für ihren Teil bereits in ihrem ersten Sammelband Zeitzeugin sein - Geschichten aus Czernowitz und Israel (Konstanz 2006) gezeigt. Hier folgt nun die Fortsetzung: Überlebt und weitergelebt – Weitere Geschichten aus Israel und Czernowitz sowie Rezensionen, die wiederum alle bereits in den Israel Nachrichten (Tel Aviv), in Die Stimme – Mitteilungsblatt der Bukowiner (Tel Aviv) oder in MB – Mitteilungsblatt der Einwanderer aus Mitteleuropa (Tel Aviv) erschienen sind. In dieser Sammlung überwiegen die Geschichten aus Israel, aber auch Czernowitz kommt mit etlichen Erinnerungen nicht zu kurz; alle Artikel und Rezensionen sind entsprechend der Abfolge ihres Erscheinens geordnet. Die Kindheits- und Jugenderinnerungen betreffen die wirkliche oder vermeintliche gute alte Zeit in Czernowitz mit vielen liebens- und erinnerungswürdigen Reminiszenzen, sodann die schockierende Zeit des ersten „Russenjahres“ 1940/41 mit den sowjetischen Deportationen sogenannter „Volksfeinde“ nach Sibirien, die schreckliche Zeit der Schoáh 1941-1944, die in Rumänien besonders grausam verlaufen ist, teils wie in der Ukraine sofort mit Mord begann, teils mit der Deportation in die Arbeits- und/oder Todeslager Transnistriens (die Region in der südlichen Ukraine zwischen dem südlichen Bug im Osten, dem Dnjestr im Westen, dem Schwarzen Meer im Süden, Mohyliv-Podilskyi im Norden), aber auch die Zeit der Rückkehr der Roten Armee Ende März 1944. Dieser Teil der Schoáh ist bis heute kaum bekannt und nicht in das kollektive Gedächtnis Deutschlands aufgenommen worden, obwohl auch Deutsche entscheidend daran beteiligt waren. Sidi Gross' Geschichten aus Israel stammen aus dem Alltagtagsleben sowie aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben, wobei die Autorin über ihre eigene Meinung nie irgendwelche Zweifel aufkommen läßt. Dabei wird deutlich, daß das Leben der Schoáh-Generation auch in Israel von den damaligen Erfahrungen bis heute entscheidend mitgeprägt bleibt: „Wie es mir geht?“, so Sidi Gross an anderer Stelle: „Ich schlafe nachts wenig oder überhaupt nicht, das Radio ist 24 Stunden in Betrieb, jede kleinste Verspätung, wenn jemand kommen sollte und noch nicht da ist, wird zu einem Trauma. Wie lange wird dieser endlose Alptraum noch dauern? Wahrscheinlich bis die Palästinenser verstehen, daß sie uns mit Terror nie besiegen werden. … Heute besteht unsere wichtigste Aufgabe darin, durchzuhalten und unseren guten und weniger guten Freunden in aller Welt klarzumachen, daß wir unser Israel verteidigen werden, bis unsere Nachbarn einsehen, daß ihr Kampf aussichtslos und sinnlos ist, und daß es für sie das beste ist, mit uns in Frieden zu leben.“ Im Jahre 2007 hoffen wir weiter, denn wie der große David Ben Gurion einmal sagte: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist!“ Sidi Gross' hier gesammelte Rezensionen betreffen vielfach auch Bücher über jüdische Schicksale in und aus Czernowitz oder Veröffentlichungen von Menschen aus dieser Stadt oder Schriften über diese Stadt und die Bukowina, und sie erscheinen hier als interessante Ergänzungen der Artikel. – Im übrigen hat Sidi Gross weit mehr Reiseberichte in ihren „Stammzeitungen“ veröffentlicht als wir hier aufnehmen konnten; die meisten waren jedoch für ein deutsch -lesendes israelisches Publikum geschrieben und paßten also nicht recht in diese Sammlung. – Alle Beiträge sind in Abfolge ihres Erscheinens geordnet.