Resurrection
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Patrick Roth ist ein Autor, der sich in Extremen bewegt. Er ist 1953 in Deutschland geboren und da aufgewachsen, wohnt aber seit 1975 in Los Angeles. Er arbeitet in Amerika in der Filmproduktion, schreibt aber deutschsprachige Literatur so erfolgreich, daß er hier eine der herausragenden Figuren des literarischen Lebens geworden ist. Er ist im amerikanischen Film und gleichermaßen in der Bibel, in der Lyrik Hölderlins oder der Psychologie C. G. Jungs zu Hause und bringt sie als geistige Kräfte in Spannung zueinander. Kaisers wissenschaftliche Darstellung erschließt in minutiös textnaher Interpretation und in ständig durchgehaltenem Bezug auf Bibel und Psychologie den bisherigen Hauptblock in Patrick Roths Werk, die drei Erzählungen 'Riverside. Christusnovelle' (1991), 'Johnny Shines oder die Wiedererweckung der Toten. Seelenrede' (1993) und 'Corpus Christi' (1996), die Roth 2003 unter dem Titel 'Resurrection. Die Christustrilogie.' zusammengefasst hat. Dabei arbeitet Kaiser die Sonderstellung Roths im heutigen Literaturbetrieb heraus, indem er sein Werk ebenso gegen traditionell bekentnishafte christliche Dichtung wie gegen die gängigen säkularisierenden Transformationen oder Kontrafakturen religiöser Formen und Gehalte abSetzt. Ebenso wehrt Kaiser das Missverständnis ab, Roths Rückgriff auf die Tiefenpsychologie erzeuge eine literarische Illustration von C. G. Jungs psychologischer Theorie. Kaiser legt vielmehr einen Spagat Roths offen: In souveräner Handhabung moderner Erzähltechniken und psychologischer Innensicht sowie in Adaption filmischer Techniken stellt er eine Christusfigur ins geistige Zentrum seiner perspektivischen Darstellungen, die mit vollem Anspruch dargeboten wird. Im Horizont der drei Erzählungen ist diese Gestalt nicht ein Jesus incognito oder ein sozialer Utopist, sondern soteriologischer Christus: Gottessohn, Messias und Erlöser. Aber er ist zugleich aus dem kirchlich-bekenntnismäßig tradierten theologischen und Glaubenszusammenhang freigesprengt und gerade dadurch von einer überwältigenden Provokation und Präsenz. Die Psychologie Jungs dient bei Roth ebenso als Sicherung für Gratwanderungen der Emotion und Imagination wie als strukturierendes Widerlager, das die Dynamik des Erzählens hochtreibt. Weit davon entfernt, Literatur in den Dienst der Theologie oder Psychologie zu stellen, macht Roth Theologie und Psychologie zum Anstoss einer Dichtung, die jeden engagierten Leser herausfordert, sich vorbehaltlos individuell einzulassen und aus seinen eingefahrenen Weltwahrnehmungsmustern herauszubewegen.