Zwillinge überraschen Eltern

Die Geburt von Zwillingen ist für die betroffene Familie mit noch grösseren Veränderungen verbunden, als dies bei der Geburt nur eines Kindes der Fall ist. Zwillinge bringen doppeltes Geschrei, doppelt so viel Arbeit aber auch doppelt so viel Freude ins Haus. Wir Menschen sind eigentlich nicht auf Zwillinge ausgerichtet. Sie sind ein Sonderfall, eine Laune der Natur, die uns zum Improvisieren zwingt, da Mami oder Papi zu wenige Arme und Augen haben, um beiden Kindern gleichzeitig die gleiche Aufmerksamkeit und Pflege wie einem Einzelgeborenen schenken zu können. Auch unsere Umwelt ist nicht gerade zwillingsfreundlich. Zwar wird Zwillingen eine aussergewöhnlich grosse Aufmerksamkeit zuteil, wenn die Kinder hübsch verpackt in einem dieser überdimensionierten Kinderwagen auftauchen, aber kaum eine Nicht-Zwillingsmutter ist sich zum Beispiel bewusst, wie vielen Hindernissen ein solcher Wagen im Alltag begegnet. Türen, Lifte und Kassendurchgänge sind zu schmal, Autos und Wohnungen zu klein, so dass das Leben kompliziert wird. Zwillingsfamilien sind besondere Familien, die vor besondere Herausforderungen gestellt werden. So war es früher, wie in der Geschichte des Autors sogleich zu lesen sein wird, so ist es heute und so wird es wahrscheinlich auch bleiben. Zwillingseltern entwickeln auf die eine oder andere Weise eine Meisterschaft im Improvisieren. Sie werden Organisationsmeister und lernen gezwungenermassen Wünschenswertes von Machbarem zu unterscheiden und damit das Beste anzufangen. Mit der Reihe „Erlebte Zwillinge. Zwillingsfamilien-Geschichten“ möchte der Twinmedia Verlag Zwillingsfamilien die Möglichkeit geben, ihre Geschichte zu erzählen, damit auch andere Familien an ihren Erfahrungen und Erlebnissen teilhaben, mit ihnen schmunzeln oder seufzen können. Den Anfang macht die Geschichte von Peter und Doris Steirer, denen im Jahr 1955 Zwillinge, ein Mädchen und ein Bub, geboren wurden - nota bene als Überraschung, was in der Zeit vor der Einführung des Ultraschalls die Regel war. Peter Steirer erzählt stimmungsvoll, wie die Familie mit dem doppelten Kindersegen zurecht kam, wie er die logistischen Anforderungen in einer Zeit gemeistert hat, in welcher Autos noch nicht selbstverständlich waren und wie er und seine Frau ihr Bestes gegeben haben, um ihre Kinder zu eigenständigen Persönlichkeiten zu erziehen. Entstanden ist eine heitere, farbige Erzählung, die auch Einblicke in die Lebensumstände der 50er und 60er Jahre gibt. Seine Geschichte wird durch zwei kurze Exkurse abgerundet. Zum einen erzählt eines der Zwillingskinder, der heute erwachsene Sohn Markus, wie er seine Situation mit seiner Zwillingsschwester empfand und wie die Beziehung zu seiner Schwester sich über die Jahre verändert hat. Zum anderen erzählt der Autor, wie er in seinem Beruf als Lehrer und Rektor mit der speziellen Zwillingssituation in der Schule umgegangen ist.