Das Schachspiel erobert die Welt
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In der Renaissance, eine Epoche von ca.1400 bis 1600, deren Ziel es war, die Wiedergeburt der Kunst aus dem Geist der Antike herauf zu beschwören, erweiterte sich das Denkgebäude der Menschen. An die Stelle des theozentrischen -, trat das anthropozentrische Weltbild, verbunden mit der Bewusstwerdung menschlicher Individualität. Hatte im Mittelalter vom 5. bis zum 15. Jahrhundert das Christentum alles Diesseitige gering erachtet, materielle Güter erschienen auf dem Weg zum Heil eher hinderlich (Sakralbauten, Kirchen und Klöster künden noch heute von diesem Geist), so erfolgte nun eine Zensur und zwischen Mittelalter und Neuzeit legte die Renaissance das Fundament für die weitere Entwicklung der europäischen Kultur, zu der auch damals schon das Schachspiel gehörte. Mit dem Beginn der Neuzeit so um das Jahr 1500 herum, setzten sich die modernen Schachregeln durch: Bauern durften nun bei ihrem ersten Zug zwei Felder weit und Läufer diagonal beliebig weit ziehen (zuvor sprangen sie nur zwei Felder weit). Die Dame zog nun in alle 8 Richtungen beliebig weit (zuvor nur ein Feld diagonal), wodurch sie zur mächtigsten Figur auf dem Brett wurde. Damit wurde das langsame arabische Schach abgelöst, das Spiel der sich veränderten Gesellschaft angepasst, wodurch es nicht zuletzt an Tempo gewann, was dem Spiel zu höchster Popularität verhalf. In Europa haben sich die Regeln seitdem kaum noch verändert, die endgültige Version stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Dies war auch das Jahrhundert, in dem das Schachspiel endgültig seinen Weg zu den einfachen Menschen fand. Diente es bis dahin mehr oder weniger dem Adel, an deren Höfen es zum Zeitvertreib betrieben wurde, so wurde es nun ein Spiel für jedermann, für den Bürger, den Handwerker und den Akademiker. Die ersten Schachzirkel, gefolgt von Schachclubs, entstanden und der eine oder andere herausragende Spieler erlangte, in einem zwar immer noch esoterischen Kreis, eine gewisse Berühmtheit. In Deutschland fokussierte sich das Schachleben auf die Hauptstadt Berlin, wo bereits 1803 erste Zusammenkünfte von Schachliebhabern zu verzeichnet waren. Hier war es der Berliner Kaufmann Julius Mendheim (*1788 - †1835), der erste Anstöße zur Gründung eines Schachklubs gab. Mendheims Schüler, der Mathematiklehrer Dr. Ludwig Erdmann Bledow (*1795 - †1846) war es, der dann zum eigentlichen Begründer des Schachlebens in Berlin und darüber hinaus in Deutschland wurde. 1927 kam es zur Gründung der Berliner Schachgesellschaft, die unter der Leitung von Bledow ein hohes Niveau erreichte. Als „Berliner Siebengestirn“ (die Plejaden) ging eine Gruppe von Spielern in die Schachgeschichte ein, die sich durch theoretische Erforschung des Spiels bald im In- und Ausland einen Namen machte. Endgültig zum Erfolg bei großen Teilen der Bevölkerung gelangte das Spiel, als mit den Weltmeistern Steinitz, Lasker usw. große Vorbilder im Schachsport entstanden, an die sich die vielen Schachfreunde orientieren konnten. In Deutschland war es besonders die große Gestalt des zweiten Weltmeisters der Schachgeschichte Dr. Emanuel Lasker (*1868 - †1941), der 27 Jahre lang die Weltmeisterkrone trug und noch heute, für viele Schachfreunde, als der größte aller bisherigen Schachmeister angesehen wird.