"Durch fabelhaftes Denken"
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Die Meeresabgründe und ihre Geheimnisse sind für Dichter und Denker seit je her eine Fundgrube für Mythen und Metaphern. Fabeln, in denen Riesenkalmare und Kraken als Untiere und Monster herhalten müssen, durchziehen die gesamte Literatur- und Kulturgeschichte. Auch Vilém Flusser und Louis Bec schlüpfen in die Haut eines Tintenfisches, mit dem Ziel, an einen Punkt zu kommen, an dem der Naturwissenschaftler zu forschen aufhört. Obwohl der Vampyroteuthis infernalis nur ein kleines phylogenetisches Relikt ist, wird er in ihrem gleichnamigen „Märchen“ zum Meister der Fiktion, zum Modell einer fabulatorischen, kreativen Epistemologie und zugleich zum Sinnbild der menschlichen Kondition in der Postmoderne. In Zeiten virtueller Realität und Computersimulationen erleben wir oft die Fiktion als die einzig wahre Realität. Nach Hans Vaihingers Definition ist diese als Produkt der „freie[n] imaginative[n] Tätigkeit des Menschen“ eine Erfindung zu handlungspraktischen Zwecken – mit ambivalentem Potential.