E-Mail-Beratung als authentischer Bestandteil des spezifischen Kommunikationsbereichs zwischen Arzt und Patient?
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Warnung vor lebensgefährlichen Cyberdocs und „Doctor, you´ve got mail!“ - mit dem Einbruch der Email-Kommunikation in die Arzt-Patient-Beziehung Ende des 20. Jahrhunderts wurde das medizinische System schlagartig vor die Frage gestellt, wie es sich diesem neuen Kommunikationsmedium gegenüber verhalten soll: sind Emails in eine Arzt-Patient-Beziehung integrierbar oder untergraben sie diese vielmehr? Kann elektronische Kommunikation Bestandteil ärztlicen Handelns sein? Oder bedeutet ihre Anwendung im Sinne des Nil-Nocere-Gebots des Hippokratischen Eides gar einen ärztlichen Kunstfehler? Aus medizinischer Sicht wie auch vor dem Hintergrund der Systemtheorie Niklas Luhmanns versucht der Autor, selbst Arzt und Soziologe, mögliche Auswirkungen dieser Kommunikationsform auf das Arzt-Patient-Verhältnis wie auch die Selbst- und Fremdwahrnehmung des medizinischen Systems zu beleuchten. Das medizinische System reagiert auf die Irritationen der Email-Kommunikation mangels einer eigenen Reflexionstheorie zunächst mit standesethischen und pragmatischen Überlegungen, die ganz vom technischen Charakter der Email-Kommunikation aus argumentieren. Die grundlegende Frage nach einer möglichen Fremdcodierung des medizinischen Systems durch diese Kommunikationsform ist meist noch völlig ausgeblendet. Erst die Synthese medizinischer und medizinsoziologischer Ansätze erlaubt eine Präzisierung des Blicks auf Email-Kommunikation in der Arzt-Patient-Beziehung. Zu deren Risiken und Nebenwirkungen müssen nach Auffassung des Autors Arzt und Medizinsoziologe befragt werden.