Kroatien zwischen Strukturanpassung und zweiter Transformation
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Kroatien erhielt Anfang April 2008 eine offizielle Einladung für die Mitgliedschaft in der NATO und wird aller Voraussicht nach bis 2010 das 28. Mitglied der Europäischen Union. Dabei waren die Voraussetzungen für den Beginn der Transformation in Kroatien alles andere als ideal. Zwar setzte die Regierung unmittelbar nach Abklingen der schwersten Kampfhandlungen ein erfolgreiches gesamtwirtschaftliches Stabilisierungsprogramm durch. Gleichzeitig jedoch ähnelte die Privatisierung im Bankensektor einem ‚Ramschverkauf’ während die Entstaatlichung in der übrigen Wirtschaft als Depolitisierungsstrategie grandios fehlschlug. Insbesondere in der Transformationsphase kommt der Kreditvergabe durch internationale Finanzinstitutionen eine herausgehobene Position zu, da die Unterstützung vor allem des IWF wichtige Auswirkungen auf den Preis hat, zu welchem sich ein Land Liquidität beschaffen kann. Mit der klassischen Strukturanpassungspolitik werden Schuldnerstaaten dabei Bedingungen auferlegt, die meist einen Verzicht auf staatliche Subventionierung sozial empfindlicher Bereiche sowie eine nur auf ökonomische Effizienzkriterien ausgelegte Reform der Sozialsysteme enthalten. Dies hat in der Vergangenheit bereits mehrfach zu einer überproportionalen Benachteiligung sozial Schwacher und in einigen Fällen zu einem allgemeinen Rückgang der Produktivität geführt. Tomislav Marši? folgt dieser Kritik als Hypothese und analysiert den komplexen Policy-Prozess zentraler von IWF und Weltbank angeleiteter Reformprojekte: die Reform der Beschäftigungspolitik, die Arbeitsmarkt- sowie die Rentenreform. Dabei beleuchtet er insbesondere die sozialen Auswirkungen des kroatischen Reformprogramms.