Im Auge des Gesetzes
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In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist der Kriminalroman ein recht junges literarisches Phänomen. Im französischsprachigen Bereich wurde er lange von der Kritik als „Populärliteratur“ übersehen oder als „unmögliches“ Genre abgetan, schienen doch im afrikanischen Kontext diktatorische Regimes und magisch-religiös geprägte Lebenswelten eine effektive Polizeiarbeit massiv zu behindern. Spätestens seit den 80er Jahren ist jedoch eine eigenständig afrikanische Krimi-Produktion in französischer Sprache angelaufen, die hier nun erstmals in einer eigenen Monografie vorgestellt wird. Wie aber eignen sich Autoren wie Mongo Beti, Modibo S. Keita, Moussa Konaté oder Achille Ngoye westliche Modelle des „demokratischen“ Kriminalgenres an? Die vorliegende Studie deckt auf, dass eine „Afrikanisierung“ der Gattung nicht nur hinsichtlich literarischer Gattungserwartungen geschieht, sondern auch thematisch bei der Darstellung polizeilicher und privater Verbrechensbekämpfung. Dabei wird deutlich, dass sich der Kriminalroman in einem Spannungsfeld zwischen staatlichem Gewaltmonopol und gewaltsamer Selbsthilfe situiert. Dieses komplexe Zusammenspiel von Recht und Gewalt innerhalb der subsaharischen Nationalstaaten wird von den afrikanischen Autoren auf unterhaltsam „kriminalistische“ Weise in Szene gesetzt. Die vorliegende Studie wurde 2004/05 als Dissertation an der Universität Freiburg i. Br. eingereicht. Nach einem Studium der Romanistik, Ethnologie und Germanistik hat die Autorin 2001 eine Magisterarbeit zur kulturellen Übersetzung und Polyphonie im Frühwerk von Mongo Beti verfasst und 2003–2006 das interdisziplinäre Kolloquium „Aktuelle Freiburger Afrika-Forschung“ geleitet. Katja Meintel arbeitet als freie Literaturübersetzerin und wurde 2006 für ihr Übersetzungsprojekt zu Abdourahman A. Waberis „In den Vereinigten Staaten von Afrika“ (Edition Nautilus, Frühjahr 2008) mit dem Stefan-George-Preis ausgezeichnet.