Die Gegenwärtigkeit der Vergangenheit
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Die Lebenserfahrungen eines jeden Menschen sind in seinem Gehirn gespeichert, die guten ebenso wie die schlechten. Sie machen dessen Individualität, Charakter und Identität aus. Durch diese Erfahrungen wird der Mensch unverwechselbar zu demjenigen, der er ist. So gesehen, macht sein Gedächtnis ihn erst zum Menschen, und deshalb gehört es zu den schlimmsten Dingen, die einem Menschen passieren können, keinen Zugang mehr zu seinen Erinnerungen zu haben. Es gibt jedoch auch Menschen, die nicht unter dem Verlust ihrer Erinnerungen leiden, sondern darunter, dass sie Geschehnisse nicht vergessen können bzw. ihnen die Erinnerungen daran nicht verloren gehen: So haben Personen mit schweren traumatischen Erlebnissen ein pathologisch gesteigertes Gedächtnis; insbesondere diejenigen, die infolge dessen eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt haben. Auf der Basis der Erkenntnisse der modernen neuronalen Netzwerkforschung und der psychologischen Gedächtnisforschung geht der Autor davon aus, dass das Gedächtnis nicht nur abspeichert und wieder aufruft, sondern konstruiert, rekonstruiert, wieder konstruiert etc., und dass diese Prozesse von externen Faktoren beeinflusst werden. Folglich untersucht er den Zusammenhang von Lebenserinnerungen und Zeitgeschichte, und zwar daran, wie Zeitzeugen bzw. Opfer (Soldaten, Zivilisten und Flüchtlinge) ihre traumatisierenden Erlebnisse subjektiv rekonstruieren. Er behandelt thematische und strukturelle Aspekte der Erinnerungen sowie deren aktuelle Bedeutung und Funktion für die Betroffenen und legt eine Analyse vor, die von höchster Relevanz für die Klinische Psychologie, die Psychotherapieforschung und die Psychotraumatologie ist.