AlterNative memories
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Australien, Kanada und Aotearoa/Neuseeland sind heterogene und hybride Kulturräume, in denen jeweils vielfältige indigene und non-indigene Kulturen zusammenleben, die u. a. in erinnerungskultureller Hinsicht keineswegs gleichberechtigt sind. Die Kernfragen, mit denen sich dieser Beitrag zum comparative turn in den Indigenous Studies auseinandersetzt, sind: Welche Arbeit übernehmen indigene Romane in den transkulturellen Aushandlungsprozessen von ‚post‘-kolonialen Erinnerungskonkurrenzen und -synergien, d. h. von verschiedenen Vergangenheitsversionen, von kulturellen Identitätsentwürfen und von Zukunftsvorstellungen bzw. wie können die Texte diese verändern? Um Antworten auf solche Fragen zu finden, wird zunächst eine schematheoretische Konzeptualisierung der kulturellen Bedingtheit von Erinnern und Erzählen vorgestellt, die es ermöglicht, ausgewählte Funktionsmodelle von Literatur in den Kontext ‚post‘-kolonialer Erinnerungskulturen zu übertragen. Mittels eines Methodenentwurfs einer ‚post‘-kolonial und erinnerungskulturell perspektivierten Narratologie wird daraufhin ein Spektrum kulturspezifischer Inszenierungsformen kultureller Erinnerung in über zwanzig Romanen interpretiert: Die Analysen von alterNative memories in First Australian, First Nations, Inuit und Maori Texten umfassen u. a. Repräsentationen der Dreamtime/Dreamings, von Erinnerungsfiguren wie der des trickster, Sasquatch und Quinkin, fingiertes storytelling sowie Vermittlungsformen indigener Zeitkonstruktionen und Genealogiekonzeptionen. Die Ergebnisse, die mittels einer Skizze indigener Literatursysteme und einer genre- und medienübergreifenden Diskussion von lyrischen und dramatischen Texten, von neueren Filmproduktionen sowie von Beispielen aus indigenen Kinder- und Jugendliteraturen untermauert werden, konturieren nicht nur die Kritik an kolonialem stealing of the past und die Artikulation zukunftsorientierter indigener (re-)appropriations of the past; vielmehr kann gezeigt werden, dass kulturspezifische Inszenierungsformen von Erinnerung(en) auch die innovative Transformativität indigener textual resources und oraler Erzählpraxis exemplifizieren und somit global indigeneities entwerfen können.