Gewerkschaft zwischen Anspruch und Alltag
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Braucht es noch eine Gewerkschaft? Ja, finden Corrado Pardini und Hans Nyffeler, Sekretär und Präsident der Gewerkschaftssektion Unia Biel-Seeland – und stehen ein für die Erweiterung der Kampfzone. In jahrelanger gemeinsamer Arbeit treiben Pardini und Nyffeler den Gewerkschaftsaufbau voran. Sie organisieren historische Streiks wie denjenigen beim Küchengerätehersteller Zyliss in Lyss, handeln den ersten Mindestlohn in der Uhrenindustrie aus, bringen die Gemeinde Biel davon ab, die Energieversorgung zu privatisieren, setzen auf Bildung, Emanzipation und Ermächtigung der Mitglieder, schicken ihre Gewerkschaftssekretäre regelmässig zu Philosophen in Ausbildung. Professor Oskar Negt hat in mehreren Schriften hergeleitet, was Nyffeler und Pardini in der Praxis versuchen. In diesem Buch beschreibt Negt, wie er die Bieler Gewerkschaft mehrmals besuchte und welche Rückschlüsse ihm diese Begegnungen erlaubten auf sein soziologisches Werk. Die Romanschriftstellerin Nadine Hostettler erzählt von den Arbeitskämpfen in der Region Biel-Seeland, anhand eines Doppelporträts der beiden so gegensätzlichen Protagonisten: Pardini, der Temperamentvolle und Nyffeler, der Wohlüberlegte. Der Historiker Tobias Kästli schreibt vom wirtschaftsund sozialgeschichtlichen Wandel der Stadt Biel, vom Niedergang der einstigen Uhrenmetropole und davon, wie sich die Stadt hochgerappelt hat und welche Rolle die Gewerkschaften dabei spielten. Professor Fritz Wolfgang Haug, auch er schon in Biel zu Besuch, seziert angesichts der aktuellen Weltwirtschaftskrise den real existierenden Kapitalismus und zeigt auf, welche Herausforderungen, aber auch welche Chancen sich darin für die Gewerkschaften abzeichnen.